Die Formel 1-Posse um Toptalent Oscar Piastri geht in die nächste Runde.

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Köln – Alpine wähnt sich im Recht. Das jedenfalls verkündete ein Sprecher des Teams am Tag nach der Posse um Oscar Piastri im Gespräch mit der BBC. Man habe alle Fristen eingehalten, Piastri sei damit vertraglich verpflichtet, im kommenden Jahr für Alpine in der Formel-1-WM zu starten. "Wir glauben, dass unsere Mitteilung rechtlich korrekt ist, mehr haben wir dazu aber nicht zu sagen", heißt es von Seiten des französischen Rennstalls. Gut und schön, die Sache hat halt nur einen gewaltigen Haken: Piastri will nicht, und auch er wähnt sich im Recht.

Der Hintergrund ist klar: Piastri wird mit einiger Sicherheit bei McLaren zugesagt haben und dort seinen australischen Landsmann Daniel Ricciardo beerben – möglicherweise schon in der laufenden Sommerpause. Ricciardo, einst einer der besten Fahrer im Feld, hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend als Flop erwiesen, sein Teamkollege Lando Norris hält ihn mühelos in Schach.

In Gang gesetzt hatte die Posse am Montag der Spanier Fernando Alonso, der seinem Ruf als Unruhestifter wieder mal gerecht wurde. Der 41-Jährige hatte aus dem Nichts seinen Wechsel von Alpine zu Aston Martin verkündet und damit für einige Unruhe gesorgt. Alpine reagierte prompt, verkündete nur einen Tag später die Personalie Piastri – und sah sich postwendend mit dem Dementi des derzeit heißesten Nachwuchsfahrers der Szene konfrontiert.

Am Dienstagabend nämlich meldete sich der 21-Jährige via Twitter zu Wort. "Alpine F1 hat ohne meine Zustimmung eine Pressemitteilung veröffentlicht, wonach ich nächstes Jahr für sie fahre. Das ist falsch, ich habe keinen Vertrag mit Alpine für 2023 unterschrieben", verkündete Piastri: "Ich werde nächstes Jahr nicht für Alpine fahren."

Piastri gilt als überaus veranlagter Fahrer, auch andere Rennställe haben ein Auge auf ihn geworfen. Sein Manager Mark Webber, langjähriger Teamkollege von Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, soll seit einiger Zeit schon in Verhandlungen mit McLaren stehen, dorthin zieht es Piastri mit Macht. Allerdings ist er derzeit noch als Test- und Ersatzfahrer an Alpine gebunden – oder doch nicht?

Es geht um eine Frist, die angeblich am 31. Juli um Mitternacht ausgelaufen ist. Innerhalb dieser Frist, so heißt es, hätte Alpine die Option auf eine weitere Zusammenarbeit mit Piastri ziehen müssen, was Teamchef Otmar Szafnauer aber nicht getan habe. Offensichtlich in der sicheren Annahme, sein Fahrer-Duo mit Alonso und Esteban Ocon werde auch im kommenden Jahr für den französischen Rennstall fahren.

Einem, der sicher gerne mit Piastri tauschen würde, droht derweil nach wie vor das Formel-1-Aus. Für den Deutschen Mick Schumacher schlossen sich zuletzt einige Türen, nun wohl auch die bei McLaren. Dass er bei Haas bleibt, scheint nach den Querelen mit Teamchef Günther Steiner fast ausgeschlossen, viel mehr Möglichkeiten bieten sich dem Sohn des Rekordweltmeisters gerade nicht. Gut möglich also, dass 2023 kein deutscher Fahrer in der Formel 1 vertreten ist – zum ersten Mal seit 1990. (sid, red, 3.8.2022)