Am Montag gedachten 150 Menschen vor dem Landesgericht Wels der verstorbenen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr.

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Vor das Welser Landesgericht zogen am Montagabend rund 150 Menschen. Sie stellten Kerzen auf, zündeten diese an und legten Blumen nieder. Wie auch in Wien, Linz und Graz wollte man in der oberösterreichischen Stadt der passionierten verstorbenen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr gedenken. Dass im Gegensatz zu den anderen Städten in Wels der Sitz der Staatsanwaltschaft als Austragungsort gewählt wurde, hat Gründe: Polizei und Staatsanwaltschaft stehen seit dem Suizid der Ärztin in der Kritik, sie hätten zu wenig getan, um die Ärztin zu schützen.

Gut dürfte die Mahnwache daher nicht angekommen sein: Denn nur knappe 24 Stunden später waren die Kerzen schon wieder weggeräumt. Das zeigten Bilder in den sozialen Medien.

Gericht ließ Kerzen entfernen

Zu Wort meldete sich auch der Veranstalter Maximilian Friedl, der für die Jungen Linken Wels aktiv ist. Am Gedenkabend betonte er, dass er den Suizid nicht politisch instrumentalisieren wolle und die Veranstaltung deswegen als Privatperson anmeldete. Rund 150 Menschen folgten seinem Aufruf. Zwei Tage später herrscht nun Unverständnis: "Die Stadt Wels hat alle Kerzen und Blumen von der Mahnwache bereits entfernt. Diese durften keine 24 Stunden stehen bleiben", schrieb Friedl auf Twitter. Am Mittwoch folgte nun der Aufruf, erneut Kerzen hinzustellen.

Wie aber begründet die Stadt Wels diese Räumaktion? Dort heißt es aus dem Büro auf STANDARD-Nachfrage, dass man nichts damit zu tun habe. Da die Veranstaltung nicht auf dem Grundstück der Stadt abgehalten wurde, sei diese ohnehin nicht dafür zuständig. Der Auftrag kam letztlich vom Landesgericht: Dort heißt es vom dortigen Pressesprecher, man habe die Kerzen einen Tag stehen lassen wollen. Am Dienstagnachmittag seien diese dann entfernt worden. Mehr wollte er zur frühen Räumung nicht sagen.

Regierung hüllt sich in Schweigen

Auffallend ruhig verhält sich indes auch die Bundesregierung: Während sich in Deutschland etliche hochrangige Politiker (darunter SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz) zu dem Todesfall äußerten, hüllt sich die Regierung auch fünf Tage nach dem Tod in Schweigen. Weder Bundeskanzler Karl Nehammer noch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) meldeten sich aktiv zu Wort– nur Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kondolierte per Twitter.

In Oberösterreich bekundete Gesundheitsreferentin und Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einer Aussendung nicht nur ihr Beileid, sondern forderte auch die Möglichkeit grenzüberschreitender Strafverfolgung für Hassdelikte. Auf den Todesfall angesprochen, äußerte sich auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gegenüber dem STANDARD. Er wisse zwar, dass es "schwierig ist für die Behörden, weil sich viele Radikale unter dem Deckmantel der Anonymität verstecken, aber da würde ich mir teilweise schon ein härteres und schnelleres Vorgehen erwarten".

Im Falle von Kellermayr wurden zwei Männer, die explizite Drohungen an die Ärztin verschickten, zuvor von einer deutschen Hackerin ausfindig gemacht. Die Anklagebehörde in Wels hatte die Ermittlungen aber mangels territorialer Zuständigkeit eingestellt. Wie am Mittwoch bekannt wurde, ermittelt nun die Münchner Staatsanwaltschaft. (etom, 3.8.2022)