Was schockiert Sophie (Gugu Mbatha-Raw) hier so? Vielleicht die Entscheidung von Apple TV+, "Surface" hierzulande unter einem gewöhnungsbedürftigen Titel zu vermarkten: "The Girl in the Water".

Foto: Apple TV+

James (Oliver Jackson-Cohen) will Sophie ihr altes Leben näherbringen.

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Morgens aus dem Seidenbettzeug munter an die Kücheninsel aus Marmor, Ehemann James brutzelt ein Eiweißomelett zum Frühstück. Sophies Leben in San Francisco wirkt perfekt, würde sie sich doch nur daran erinnern. Dass ihr das Passwort für ihre Apple-ID nicht einfallen will, ist dabei ihr kleinstes Problem.

Nach einem Schädeltrauma leidet die Protagonistin der neuen Apple-TV+-Serie Surface an Amnesie und hat keine Erinnerung an ihr Leben vor dem Unfall. Laut ihren Ärzten war es ein Suizidversuch. Sie sei absichtlich von einer Fähre ins Wasser gesprungen. Oder doch nicht?

Wer steckt dahinter?

In den acht Episoden will sie dem auf den Grund zu gehen. Die ersten drei Folgen sind bereits online abrufbar, die weiteren werden wöchentlich veröffentlicht. Die Serie wurde von Reese Witherspoons Firma Hello Sunshine produziert, Hauptdarstellerin Gugu Mbatha-Raw war mit Witherspoon bereits in "The Morning Show" zu sehen.

Ihren TV-Ehemann Oliver Jackson-Cohen kennt das kundige Serienpublikum aus dem Netflix-Spuk "The Haunting of Hill House". Dieses Spukhaus hat er offenbar gleich mitgenommen, wohnen Sophie und James doch in einem viktorianischen Reihenhaus mit beinahe schwarzer Fassade. Man könnte es als die Halloween-Variante der für San Francisco typischen "Painted Ladies"-Häuser bezeichnen.

Worum geht’s?

"Fucking bored rich people", beklagt der Notfallsanitäter, der Sophie nach ihrem Unfall aus dem Wasser gerettet hat. Reich war sie dank des philanthropischen Ehemanns auf jeden Fall, aber ein begehbarer Kleiderschrank und ein Kalender voller Lunch-Dates machen auf die Dauer auch nicht glücklich.

Sophie hatte offenbar ein Leben abseits des Klischees – warum sonst stellt ihr der Barkeeper in einem Lokal weit weg von der Innenstadt kommentarlos "das Übliche" hin, obwohl sie seit Monaten nicht mehr dort war? Selbst der Polizist, der ihren Fall "routinemäßig" untersucht, weiß mehr über ihr Leben als sie selbst. Mit Polizeiermittlungen ist Regisseur Sam Miller vertraut, er zeichnete unter anderem für den BBC-Krimi Luther verantwortlich.

Kann das was?

"Surface" versucht herauszufinden, wie man ohne Erinnerung an sein bisheriges Leben weitermachen kann. Sind wir nicht die Gesamtheit all unserer Erfahrungen und Erlebnisse? Gerade die eigenen Geheimnisse verraten doch viel über einen Menschen! Sophie stemmt sich gegen ihr Umfeld, das ihr sagen will, wer sie war und wie sie sich zu benehmen hat. Auf eigene Faust will sie herausfinden, was in der Unfallnacht geschehen ist. Statt Antworten zu finden, verstrickt sie sich aber immer tiefer in einen an Wirecard erinnernden Finanzskandal.

Die Serie spielt mit der ahnungslosen Protagonistin, als Zuschauerin entdeckt man im Gleichschritt mit ihr, was ihre Mitmenschen zu verbergen haben. "Surface" stellt viele Fragen, lässt sich aber auch viel Zeit mit den Antworten. Ob das Publikum so lang dranbleibt, ist fraglich, auszahlen würde es sich. Nur nicht die Oberflächenspannung zu früh brechen, lieber eine Enthüllung nach der anderen, bis am Ende der große "Splash" kommt. (Astrid Wenz, 4.8.2022)

Der Trailer

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