Die steigende Inflation zwingt viele Menschen dazu, ihre finanzielle Lage zu überprüfen. Gut auf Veränderungen vorbereitet sehen sich aber nur wenige, wie eine Umfrage zeigt.

Foto: APA / Barbara Gindl

Die Inflation ist hoch, die gestiegenen Kosten kommen im Leben der Menschen jetzt so richtig an. Der Einkauf im Supermarkt strapaziert mittlerweile die Geldbörse, Rechnungen für Strom und Gas sorgen für hohe Nachzahlungen. Finanziell wird es jetzt für viele Menschen bereits sehr eng. Und dann ist da noch die Vorsorge für die Pension, derer man sich annehmen soll.

Die Mehrheit der Österreicher (66 Prozent) findet es aber zunehmend schwierig, die richtigen Vorsorge- und Finanzentscheidungen zu treffen. Das geht aus einer Umfrage von Swiss Life hervor, für die Anfang April 1.050 Personen aus Österreich im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt wurden. Das könnte auch daran liegen, dass viele Menschen mit ihren bisher getroffenen Finanzentscheidungen nicht immer zufrieden waren. 51 Prozent der Österreicher haben schon mindestens einmal eine wichtige finanzielle Entscheidung getroffen, die sie später gerne rückgängig gemacht hätten. Und rund ein Drittel hat sogar schon einmal eine größere Menge Geld verloren, weil er oder sie sich nicht sorgfältig genug informiert hatte.

Informationslücke

Nur 34 Prozent der Befragten fühlen sich laut der Umfrage wirklich gut über Finanzthemen informiert. Alarmierend ist hingegen, dass sich die Hälfte der Österreicher nicht auf unerwartete Wendungen im Leben vorbereitet sieht. Hier könnte also eine Trennung, eine kaputte Waschmaschine oder eine unvorhergesehene Ausgabe das Haushaltsbudget veritabel belasten beziehungsweise dieses überstrapazieren.

"Die Studie unterstreicht einmal mehr, wie wichtig und zukunftsweisend Finanzbildung und -kompetenz ist", sagt Christoph Obererlacher, CEO von Swiss Life Select Österreich. "Wissen ist Macht: Nur wer die Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt, um finanzielle Entscheidungen auf sachlicher Basis zu treffen, wird in Zukunft ein in allen Belangen selbstbestimmtes Leben führen können", sagt Obererlacher.

Persönlich betreut

Auffallend ist, dass 74 Prozent der Befragten angeben, dass Beratung bei Finanz- und Vorsorgethemen wichtig ist, und 66 Prozent sagen, dass ein persönlicher Berater sogar immer wichtiger wird. Das ist insofern interessant, als Banken und Finanzdienstleister zuletzt vor allem auf den Ausbau ihrer Apps und Online-Angebote gesetzt haben, damit der Zugang zu Finanzprodukten erleichtert wird.

Die Jüngsten (Millennials und Gen Z mit Jahrgang 1981 bis 2004) messen der Beratung mit 78 Prozent sogar am meisten Bedeutung bei. Bei einem wichtigen Vertragsabschluss ist die Interaktion mit einem Menschen für 77 Prozent der Befragten unabdingbar. Das Vertrauen in den eigenen Finanzberater oder die eigene Versicherungsberaterin ist über alle Generationen hinweg zwar groß mit insgesamt 81 Prozent. Aber nur rund ein Drittel hat keinen festen Berater bei der Bank oder der Versicherung.

"Gerade die Jahre der Pandemie haben den Wunsch nach Stabilität und Sicherheit gesamtgesellschaftlich verstärkt", sagt Obererlacher. Selbstbestimmung und Unabhängigkeit führten auch in noch so herausfordernden Zeiten zu einem Mehr an Zufriedenheit und finanzieller Zuversicht.

Selbst verantwortlich

Von daher überrascht es nicht, dass 86 Prozent der Befragten die finanzielle Selbstbestimmung als elementares Bedürfnis erachten.

75 Prozent der Österreicher fühlen sich für den Erfolg – aber auch für den Misserfolg – ihrer finanziellen Vorsorge selbst verantwortlich. 71 Prozent geben an, dass finanzielle Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für sie persönlich ein realistisches Ziel sind.

Egal ob eine längere Reise, ein Jobwechsel oder ein Hauskauf: 68 Prozent haben klare finanzielle Ziele, und jeder Zweite plant in den kommenden zwölf Monaten eine Entscheidung mit größeren finanziellen Auswirkungen.

27 Prozent der Babyboomer (Jahrgang 1946 bis 1964) geben jedoch an, sich im Nachhinein zu wünschen, dass sie bei Entscheidungen rund um den Ruhestand eine persönliche Beratung in Anspruch genommen hätten. (Bettina Pfluger, 4.8.2022)