Das Kolosseum in Rom.

Foto: AFP/FILIPPO MONTEFORTE

Im Jahr 117 stand Rom in der Blüte seiner Macht. Es war das Jahr, in dem das Imperium seine größte territoriale Ausdehnung erreichte. Neben den Kernländern im und um den "Stiefel" kontrollierte man große Teile Zentraleuropas und die Iberische Halbinsel. Präsent war man auch auf der britischen Hauptinsel, und auch die nordafrikanische Küste stand fast vollständig unter römischer Kontrolle. Im Osten reichte das Gebiet bis in den heutigen Irak.

Als Händler oder anderweitig Reisender war es da freilich gut, eine Karte zu besitzen, um etwa den schnellsten Weg von A (wie Ancone) nach B (wie Balbyblos) zu finden. Hätte sich Rom mit der Digitalisierung etwas beeilt, wäre dort heute wohl ein Tool wie "Omnes Viae" ("Alle Straßen") das Kartentool der Wahl.

Tabula Peutingeriana

Bei Omnes Viae handelt es sich um ein Projekt des Web-Entwicklers René Voorburg. Es basiert auf der Peutingerschen Tafel (Tabula Peutingeriana). Das Dokument aus dem 12. Jahrhundert basiert wahrscheinlich auf der früheren Abschrift einer römischen Straßenkarte. Omnes Viae hat die dort verzeichneten Einträge mithilfe von Open Street Maps digitalisiert und über die heutige Weltkarte gelegt. Wer auf Städte oder Militärbefestigungen klickt, bekommt einen Ausschnitt aus dem Originaldokument zu sehen.

Foto: Omnes Viae/Screenshot

Die Digitalumsetzung geht aber über die Tabula Peutingeriana hinaus. Denn das Original zeigt die den Römern bekannte Welt gegen Ende des 4. Jahrhunderts, kurz bevor Rom in zwei Reiche geteilt wurde. Es fehlen allerdings Straßen und Städte im Westen, vor allem im heutigen Spanien und Portugal, in Nordafrika sowie auf den Britischen Inseln. Diese wurden in Omnes Viae ergänzt und sind als graue Einträge zu sehen.

Auch die Routenplanung funktioniert, wobei die Wege nicht entlang geografisch akkurater Strecken, sondern häufig in geraden Linien zwischen den Orten geführt werden. Das entspricht allerdings der Vorlage, in der die Verbindungen ebenfalls so eingezeichnet sind.

Wer von Ancone nach Balbyblos reisen möchte, muss laut Omnes Viae übrigens 1.894 römische Meilen (rund 2.803 Kilometer) überwinden. Die Straßenkarte für das alte Rom errechnet hierfür eine Reisezeit von etwa 127 Tagen. Gute Proviantplanung ist empfohlen. (gpi, 4.8.22)