Auch der Grunewald in Deutschland konnte sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen.

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Rauchwolken über Berlin.

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Berlin – Detonationen sind im Morgengrauen im Südwesten der deutschen Hauptstadt Berlin zu hören gewesen. Auf dem Sprengplatz im beliebten Ausflugsgebiet Grunewald war ein Feuer ausgebrochen, die Feuerwehr wurde um 3.30 Uhr alarmiert. Die Flammen breiteten sich im trockenen Wald rasch aus. Dieser Einsatz könne lebensgefährlich sein, sagte ein Feuerwehrsprecher – nicht ohne Grund: Auf dem Sprengplatz lagern Polizeiangaben zufolge rund 25 Tonnen Feuerwerkskörper und Weltkriegsmunition, die dort unschädlich gemacht werden sollten.

Das stellte die Feuerwehr vor große Probleme. Noch Stunden nach dem Ausbruch des Brandes waren am Vormittag weiter Knallgeräusche aus der Richtung des Sprengplatzes zu hören. Was der ursprüngliche Auslöser war und ob es in der Nacht zuerst brannte oder zu Explosionen kam, war zu Mittag unklar.

Lebensgefährlicher Einsatz

Die Einsatzkräfte kamen aus Sicherheitsgründen zunächst nicht an das Feuer heran, zu groß war die Gefahr weiterer Explosionen und umherfliegender Trümmerteile. Mithilfe einer Drohne und eines Polizeihubschraubers angefertigte Bilder aus der Luft sollten Orientierung geben.

Gegen Mittag identifizierte die Feuerwehr drei bis vier Glutnester aus der Luft. "Wir können diese aber noch nicht bekämpfen, da sie in diesem Gefahrenbereich liegen", sagte ein Feuerwehrsprecher dem Sender NTV. Das Feuer brannte am Vormittag unkontrolliert auf einer Fläche von 1,5 Hektar, rund 15.000 Quadratmetern. Das entspricht etwa zwei Fußballfeldern. Wegen Explosionsgefahr zog die Feuerwehr einen Sperrkreis von rund 1.000 Metern um den Brandort.

Rings um diesen Radius wurde eine Wasserversorgung hergestellt, erklärte ein Sprecher. Sollten sich die Flammen diesen Bereichen annähern, könnten sie schnell bekämpft werden. Zudem wurden die angrenzenden Waldgebiete bewässert, um ein Ausbreiten der Flammen zu erschweren.

Wasserwerfer statt Löschhubschrauber

Ein Räumpanzer der Bundeswehr sowie ein Roboter könnten sich bald dem Sprengplatz nähern und sollten den Einsatzkräften vom Boden aus einen besseren Überblick verschaffen. "Der Löschangriff kann erst erfolgen, wenn wir wissen, wie es dort aussieht", sagte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein. Der Brand werde die Einsatzkräfte möglicherweise noch die nächsten Tage beschäftigen, sagte Kirstein. "Aber wir werden das Feuer löschen."

Ein angeforderter Löschhubschrauber der Bundeswehr konnte nach Angaben der Feuerwehr nicht bereitgestellt werden – wegen des Waldbrands in Sachsen. Im Nationalpark Sächsische Schweiz brennt es seit mehr als einer Woche. Im Einsatz sind auch zwei Wasserwerfer der Berliner Polizei.

Keine Gefahr für Wohngebiete

Wohngegenden waren nach Erkenntnissen der Feuerwehr nicht in Gefahr. "Das werden wir verhindern", sagte ein Sprecher. Die nächsten Wohngebäude seien mindestens zwei Kilometer entfernt. Verletzte habe es bisher nicht gegeben.

Nach Angaben eines Polizeisprechers ist unbekannt, wie zu der Explosion kam. Die Detonation war kilometerweit zu hören. Der Platz ist acht Hektar groß und wurde 1950 angelegt. Zweimal im Jahr werden dort jeweils für mehrere Tage kontrollierte Sprengungen durchgeführt, die nächste wäre im Herbst geplant gewesen.

Der gelagerte Sprengstoff sei aber nicht explosionsgefährdet, teilte die Polizei mit: Das Gelände ist mit Brandmeldeanlagen ausgestattet, verfügt über eine mehrere Meter breite Brandschutzschneise und leistungsfähige Beregnungsanlagen .

Giffey unterbricht Urlaub

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey unterbrach ihren Urlaub , um sich ein Bild von der Lage machen. Sie äußerte nach ihrem Besuch Zweifel am Standort Grunewald: "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir in Zukunft mit diesem Sprengplatz umgehen und ob auf Berliner Stadtgebiet der richtige Ort dafür ist."

Die Gluthitze macht den Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei schwer zu schaffen.
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Knochentrockener Wald

Auf Aufnahmen der Feuerwehr waren dicke Rauchschwaden zu sehen, die über das Brandgebiet zogen. Es sei davon auszugehen, dass die große Trockenheit in der Gegend den weiteren Verlauf des Feuers beeinflussen werde, hieß es.

"Der Wald ist knochentrocken", sagte am Donnerstag Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Die Wälder hätten sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen können. Zur Frage, wie sinnvoll ein Sprengplatz im Wald überhaupt noch sei, sagte er: "Mit den Sicherheitsfragen werden wir uns beschäftigen, wenn die Brandursache geklärt ist."

Warnung per Brand-App

Die Feuerwehr warnte die Bevölkerung dringend davor, den Wald zu betreten. Das Gebiet war großräumig abgesperrt. Derzeit würden Aufnahmen einer Drohne und eines Polizeihubschraubers zusammengeführt und ausgewertet, so der Sprecher. Der Regional- und der S-Bahn-Verkehr in Richtung Westen waren unterbrochen. Im Fernverkehr war lediglich die Intercity-Verbindung in Richtung Magdeburg/Hannover/Stendal/Amsterdam betroffen. Die IC-Züge wurden über Spandau umgeleitet. Die Autobahn Avus in Berlin war gesperrt, voraussichtlich den ganzen Tag über.

Die Behörden warnten die Bevölkerung auf den Warn-Apps vor dem Brand. Anrainer sollten Fenster und Türen geschlossen halten. Lüftung und Klimaanlagen sollten ausgeschaltet werden. Das Jagdschloss Grunewald blieb aufgrund des Feuers in dem Gebiet am Donnerstag geschlossen. Gefahr für das Jagdschloss bestehe aber nicht, teilte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg am Vormittag mit. (bed, APA, 4.8.2022)