Hans-Jörg Jenewein war von Juli bis Oktober 2013 und von November 2017 bis Oktober 2019 Nationalratsabgeordneter der FPÖ.

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Wien – Der ehemalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Hans-Jörg Jenewein ist dem Vernehmen nach aus der FPÖ ausgetreten. Grund dafür dürfte ein Konflikt in der Partei sein, erfuhr die APA am Donnerstag aus informierten Kreisen. Jenewein war in der Vergangenheit auch wegen seiner Kontakte zum früheren BVT-Mitarbeiter Egisto Ott in Kritik gestanden, dem die Ermittler vorwerfen, Informationen nach außen getragen beziehungsweise verkauft zu haben, was dieser aber vehement bestreitet.

Jeneweins Parteiaustritt dürfte mit der Causa Ott aber nicht ursächlich in Zusammenhang stehen, vielmehr dürfte es um innerparteiliche Spannungen gehen. Bei Jenewein gab es wegen eines vermuteten Informationsflusses von Ott zu dem ehemaligen freiheitlichen Mandatar auch eine Hausdurchsuchung. Die "Presse" berichtete im Februar, die Staatsanwaltschaft würde vermuten, dass auch Geld für Informationen geflossen sein könnte. Jeneweins Anwalt hielt damals gegenüber der "ZiB 2" fest, Jenewein habe Ott "in keinem Fall zu irgendwelchen Straftaten" bestimmt. Zudem betonte er, dass es "zu keinem Zeitpunkt zu Geldflüssen" zwischen Jenewein und Ott gekommen sei.

Braun streitet Anschuldigungen ab

Zuletzt gab es auch Aufsehen um ein offenbar heimlich von Jenewein aufgezeichnetes Telefonat mit den Parteikollegen Markus Tschank – sowie mit Markus Braun, der in einem der FPÖ-nahen Vereine (Austria in Motion) tätig war und auch aktuell noch ist. Er sei aber niemals Parteimitglied gewesen, betonte Braun am Donnerstag. Auch habe es sich bei dem aufgezeichneten Gespräch nicht wie ursprünglich medial berichtet um ein Telefonat, sondern um ein Treffen gehandelt, sagte Braun. Die Aufzeichnung legt den Verdacht nahe, dass FPÖ-Chef Herbert Kickl in die Architektur der parteinahen Vereine involviert war, die die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auf den Plan gerufen hatte, wie DER STANDARD Ende Juli unter Hinweis auf den ihm vorliegenden Akt der Staatsanwaltschaft berichtete. Man habe sich 2015 im Büro Kickls zusammengesetzt, sagte in diesem Telefonat Tschank, Kickl habe auch den Namen Austria in Motion konzipiert.

Braun betonte am Donnerstag, dass er von diesem Inhalt des Gesprächs (Kickl betreffend) nichts mitbekommen habe. Denn er sei erst nach einer Stunde zu dem insgesamt rund drei Stunden dauernden Treffen dazugestoßen und habe sich lediglich über seinen bevorstehenden Auftritt im U-Ausschuss unterhalten.

Die WKStA hatte schon angesichts des Ibiza-Videos Ermittlungen rund um die Vereine aufgenommen – und zwar wegen des Verdachts auf verdeckte Parteispenden, teilweise wurden sie eingestellt. Zuletzt wurde noch "wegen der Mittelverwendung durch Vereine wegen Untreue" ermittelt, Tschank und drei weitere ehemalige Vereinsfunktionäre werden laut Medien als Beschuldigte geführt.

Offiziell noch keine Bestätigung

Offiziell wollte man seitens der FPÖ zu Jeneweins Mitgliedschaftsstatus am Donnerstag nichts sagen. Man gebe zum Mitgliederstatus grundsätzlich keine Auskunft, sagte ein Sprecher zur APA.

Der in der Wiener FPÖ verankerte Jenewein war von Juli bis Oktober 2013 sowie von November 2017 bis Oktober 2019 Nationalratsabgeordneter der FPÖ. Von November 2010 bis Mitte 2013 sowie zwischen Oktober 2013 und November 2017 war er blaues Mitglied des Bundesrats. Unter der türkis-blauen Bundesregierung fungierte er auch als Mediensprecher seiner Partei. Zuletzt hatte er als parlamentarischer Mitarbeiter den Ibiza-U-Ausschuss betreut. (APA, 4.8.2022)