Heizstrahler sind keine sehr effiziente Heizung.

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Alleine beim Gedanken an den Herbst bekommen viele schon jetzt kalte Füße. Im Lichte der Energiekrise und der Sorge, dass zu wenig Gas für alle da sein wird, erscheinen elektrische Heizlüfter nur allzu verlockend. Die Geräte sind schnell gekauft, schon für ein paar Euro zu haben und wärmen zumindest kleine Räume wie Badezimmer schnell auf.

"Die Sorgen sind groß"

Sind Heizlüfter also das neue Klopapier? So weit würde man bei Mediamarkt wohl nicht gehen, einen steigenden Bedarf bestätigt das Unternehmen auf STANDARD-Nachfrage allerdings.

"Die Sorgen sind groß", schildert auch ein Wiener Obi-Mitarbeiter. Die Nachfrage nach Heizgeräten, die mit Strom betrieben werden, ist sehr hoch – vor allem Infrarotheizpaneele sind begehrt. Ausverkauft sei man dennoch nicht.

Ölradiatoren und Heizlüfter sind zudem derzeit noch nicht lagernd, die Lieferungen werden erst im September erwartet. Dass Heizen mit Strom teuer ist, sei den Menschen egal, sagt der Mitarbeiter: "Sie wollen es warm haben und fürchten, dass sie im Winter in der eigenen Wohnung erfrieren."

Von Hamsterkäufen wird abgeraten

Anders ist die Lage auf dem Land. "In Zeiten hoher Energiekosten mit Strom zu heizen ist nicht ratsam, das wissen auch unsere Kunden", sagt Gerald Weissensteiner vom Lagerhaus Zwettl. Die Nachfrage nach den Geräten sei kaum erhöht.

Energieberaterinnen und Experten raten ohnehin von Hamsterkäufen ab. Heizstrahler sind laut Georg Trnka von der Österreichischen Energieagentur keine effiziente Art zu heizen und können bei den aktuell hohen Strompreisen teuer werden. Eine Kilowattstunde Strom könne gerade einmal eine Kilowattstunde Wärme erzeugen. Er zieht den Vergleich mit einer Wärmepumpe, die aus einer Kilowattstunde Strom zwischen drei und fünf Kilowattstunden Wärme erzeugen kann. Wenn mit Strom geheizt wird, empfiehlt Trnka demnach eine Wärmepumpe, räumt aber gleichzeitig ein, dass der Einbau kostenintensiver und generell um einiges aufwendiger ist.

Sparen statt mit Strom heizen

Ist ein Umstieg auf ein hocheffizientes oder erneuerbares Heizsystem bis zum Winter nicht mehr möglich, empfiehlt Trnka, Energie zu sparen, anstatt einen Heizstrahler zu kaufen – zumal dieser Räume nur punktuell und damit nicht so behaglich wärmen kann. Das gelte auch für Infrarotstrahler, die im Vergleich zu herkömmlichen Elektroheizungen "häufig, aber fälschlicherweise als bessere, effizientere und sauberere Option" gelten.

Eine Wärmeplatte erwärmt nicht die Luft, sondern Personen und Gegenstände mittels Strahlung. Dadurch stellt sich schneller ein Wohlfühleffekt ein, was wiederum zur Folge hat, dass weniger Strom benötigt wird.

Nichtsdestotrotz ist es aber eine herkömmliche Stromdirektheizung. Geeignet ist die Infrarotheizung laut Ewald Gärber von der Umweltberatung daher nur für Gebäude mit niedrigem Heizwärmebedarf wie Passivhäuser oder als temporäre zusätzliche Heizquelle etwa im Badezimmer.

Temperatur zurückdrehen

Eine effektive und kurzfristige Alternative zu Gas zu finden ist derzeit schwierig. Trnka rät trotzdem von Panikkäufen ab und verweist auf die sogenannte Energielenkung. Wenn in Österreich nicht genug Gas zur Verfügung stehen sollte, tritt diese in Kraft. Haushalte sind darin als geschützte Verbraucher definiert und damit laut Trnka erst als Allerletzte von Einschränkungen betroffen.

Wer Energie sparen will, kann mit einer Reduktion um ein paar Grad bereits viel erreichen. Die Faustregel lautet: Eine um ein Grad niedrigere Temperatur bringt rund sechs Prozent Energieeinsparung. In vielen Büros liege die Innenraumtemperatur bei 24 Grad. "Reduziert man die Temperatur von 24 auf 20 Grad, kann fast ein Viertel des Energieaufwands eingespart werden", rechnet Trnka vor.

Netzüberlastung möglich

Das Energiesparen im Winter propagiert man auch schon vehement in Deutschland. Wenn zu viele wenig effiziente Elektroheizgeräte gleichzeitig in Betrieb gehen, befürchtet man dort bereits, Netzprobleme zu bekommen. Das ist eine Sorge, die man in Österreich nicht haben müsse, erklärt man bei der Burgenland Energie. Bevor das Netz in die Knie ginge, würden in den einzelnen Haushalten ohnedies die Sicherungen fallen. Vor allem in alten Mietwohnungen könnte es sein, dass die Leitungen auf die Belastung durch mehrere Geräte nicht ausgelegt sind.

Das Burgenland habe da ohnedies mit der ländlichen Struktur, viel regenerativem Strom aus Windrädern und einem schon "signifikanten Anteil an Luft- und Erdwärmepumpen" eine andere Ausgangsposition. "Es ergibt keinen Sinn, die effektive Wärmepumpe zu drosseln, um dann mit Heizlüftern zuzuheizen", sagt man bei der Burgenland Energie.

Kein Run im Burgenland

Unter anderem deshalb dürfte der Trend zum Heizlüfter in den Baumärkten der burgenländischen Landeshauptstadt noch nicht angekommen sein. Beim Obi in Eisenstadt gibt es überhaupt kein Gerät, weder im Geschäft noch auf Lager. Ein paar Menschen würden diese zwar nachfragen, erklärt eine Verkäuferin, weil sie wegen des kommenden Winters schon "panisch werden". Ganz so schlimm dürfte die Situation aber nicht sein, denn nur unweit vom Obi, beim Hagebaumarkt, gibt es sehr viele Geräte und eine große Auswahl an Elektroheizgeräten. Die Abteilung scheint aber die meiste Zeit menschenleer zu sein. "Heizlüfter? Nach denen fragt niemand", sagt der Verkäufer verwundert, "Ventilatoren sind bei der Hitze sehr gefragt."

Wie dem auch sei: Auch E-Auto-Besitzerinnen und -Besitzer brauchen sich nicht zu sorgen. Dem aktuellen Bestand an E-Autos halte das Netz stand, auch wenn ein Heizlüfterboom im Winter losgehe, heißt es bei Burgenland Energie. Da der Anteil an E-Autos nur langsam zunimmt, brauche man sich auch in Zukunft keine Sorgen zu machen, weil das in der Planung des Netzausbaus schon berücksichtigt sei.

Bleibt nur ein Problem: Wenn im Winter der Energiebedarf steige, müsse mehr Strom aus dem Ausland zugekauft werden – und die Preise dafür sind auf absehbare Zeit sehr hoch. (Julia Beirer, Guido Gluschitsch, Martin Putschögl, Bernadette Redl, 5.8.2022)