Erst acht Monate ist die deutsche Ampel im Amt. Nicht sehr lange also, aber sie wirkt derzeit schon so ausgelaugt wie einst die große Koalition unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Endphase. Gestartet waren SPD, Grüne und FDP mit viel Schwung und ebenso viel Selbstbeschwörung – im Wissen, dass vor allem Grüne und FDP so manchen Graben überwinden mussten, um gemeinsam an einen Kabinettstisch zu finden.

Die deutsche Ampelkoalition wirkt ausgelaugt.
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Wie ginge es der Ampel ohne Ukraine-Krieg? Diese Frage stellen sich viele in diesen Tagen. Eine Antwort ist unmöglich. Der Krieg dauert mit unverminderter Härte an, er zwingt der Ampel gewaltige, nicht nur finanzielle Lasten auf. Zunächst war der Wille zu spüren, dies alles in gutem Einvernehmen zu schaffen. Nun werden die Gräben jeden Tag tiefer.

Die FDP ist neidisch auf die Erfolge der Grünen. Diese muten ihrer Basis und ihrer Klientel allerhand zu: die Aufrüstung der Bundeswehr, längere Laufzeiten für Kohlekraftwerke. Aber weil Wirtschaftsminister Robert Habeck alles so schön erklärt, gibt’s dafür sogar Belohnung für die Ökopartei in Form von hohen Umfragewerten.

Davon kann die FDP nur träumen, daher macht sie genau das Gegenteil: Sie will ihrer Klientel möglichst gar nichts zumuten. Irgendwo in der Mitte darüber schwebt Kanzler Olaf Scholz. Noch kann er das mit der Sommerpause erklären. Aber der Herbst wird kommen. Dann ist Klartext gefragt. (Birgit Baumann, 4.8.2022)