Aktuell sind in Deutschland noch drei Atomkraftwerke am Netz. Eigentlich sollten sie bis spätestens Ende 2022 abgeschaltet werden.

Foto: APA/dpa/Mia Bucher

Berlin – Eine Mehrheit der Deutschen ist dem ARD-"Deutschlandtrend" zufolge für eine Verlängerung der Laufzeit der verbliebenen drei Atomkraftwerke. 41 Prozent wollen den Betrieb nur um einige Monate gestreckt sehen, ebenfalls 41 Prozent sind für eine langfristige Nutzung der Atomenergie, wie die am Donnerstag veröffentlichte Infratest-Dimap-Umfrage ergab. Nur 15 Prozent der gut 1.300 befragten Wahlberechtigten wollen dagegen am Atomausstieg zum Jahresende festhalten.

Angesichts der Ängste um ausbleibende Gaslieferungen infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt es seit Monaten jedoch Forderungen, die Laufzeit der letzten drei Meiler zu verlängern. Dabei wird eine Streckung des Betriebs in der aktuellen Konfiguration um wenige Monate erwogen. Für einen längerfristigen Weiterbetrieb wären neue Brennstäbe nötig. Die deutsche Regierung hat sich noch nicht endgültig für oder gegen eine Laufzeitverlängerung der Kraftwerke entschieden.

Wunsch nach Unabhängigkeit von Russland

Der Umfrage des ARD-"Deutschlandtrends" zufolge unterstützt eine klare Mehrheit der Befragten das Ziel der Regierung, Deutschland unabhängig von russischen Energie-Importen zu machen. 71 Prozent halten dieses Ziel für richtig, 24 Prozent für falsch.

Mit Blick auf die energiepolitischen Maßnahmen ist die Zustimmung für einen schnelleren Ausbau der Windenergie besonders groß. 81 Prozent der Befragten halten das für richtig, 15 Prozent für falsch. Mehrheitlich befürwortet werden der Umfrage zufolge auch ein befristetes Tempolimit auf Autobahnen (61 Prozent) sowie eine verstärkte Nutzung von Kohlekraftwerken (ebenfalls 61 Prozent).

Söder und Merz für Weiterbetrieb bis 2024

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) haben am Donnerstag einen Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke bis 2024 gefordert. "Deutschland ist in einer Energienotlage", sagte Söder nach einem gemeinsamen Besuch des AKW Isar II in Niederbayern. Man müsse im Winter nicht nur beim Gas, sondern auch beim Strom mit einer Knappheit rechnen. Seine Idee sei, die Meiler nicht nur im Winter für drei Monate weiter laufen zu lassen, sondern mindestens bis 2024.

Auch Merz sagte, ein Betrieb bis 2024 sei möglich. Man müsse jetzt Entscheidungen treffen: "Wir müssen schnell handeln." Söder sagte in Richtung Bundesregierung: "Es ist Zeit zu handeln und nicht zu lamentieren und nicht zu taktieren." (APA, red, 4.8.2022)