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Orbán behauptet, dass die Ungarn den USA zeigen könnten, wie man sich nach "eigenen Regeln" wehrt.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Brandon Bel

Dallas – Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat in den USA zum Kampf gegen Liberale aufgerufen und diese mit Kommunisten gleichgesetzt. "Wir brauchen eine totale Verteidigung", sagte Orbán am Donnerstag in Dallas zum Auftakt der Conservative Political Action Conference (Cpac), einer Konferenz Rechtskonservativer, die auch von der Waffenvereinigung NRA prominent gesponsert wird. In Texas, dem US-Bundesstaat, der aufgrund seiner markanten Flagge mit nur einem Stern den Spitznamen "Lone Star State" trägt, bezeichnete er Ungarn ebenfalls als einsamen Stern in Europa.

Orbán sprach von einem "Kulturkrieg". "Wenn jemand Zweifel hat, ob progressive Liberale und Kommunisten dasselbe sind, fragt einfach uns Ungarn. (...) Sie sind das Gleiche. Also müssen wir sie wieder besiegen." Er forderte deshalb nicht nur die Rückeroberung der EU-Institutionen und eine Fusion der Kräfte. Auch die Midterm-Wahlen in den USA und die Präsidentschaftswahl 2024 müssten mit republikanischen Mehrheiten eine Trendumkehr besiegelnt. "Die Nation, christliche Werte und die Familie" müssten wieder eine stärkere Rolle spielen.

Starker Anführer muss Ukraine-Krieg beenden

Orbán erklärte in seiner Rede auch, "die Globalisten" könnten "zur Hölle fahren". Als Globalisten bezeichnen die Erzkonservativen um Ex-US-Präsident Donald Trump ihre Gegner, der Begriff wird aber auch in rechtsextremen Kreisen gerne verwendet.

Die Strategie der "globalistischen Anführer" sei auch an der Eskalation und der künstlichen Verlängerung des Krieges in der Ukraine schuld und senke gleichzeitig die Friedenschancen, befand Orbán in bestem Kreml-Sprech. Es brauche direkte Gespräche zwischen den USA und Russland für einen Frieden, so Orbán. "Nur starke Anführer können Frieden schaffen", sagte er. Seine Sorge galt dabei vor allem dem ungarischen Volk, das aufgrund des Krieges viele Flüchtlinge aufnehmen müsse. Die Flüchtenden verglich er mit den Horden Dschingis Khans. Er solidarisierte sich aber auch mit der ukrainischen Bevölkerung.

Orbán bediente sich in seiner Rede immer wieder selbst der Kriegsrhetorik. Er bekam von den einigen Hundert Zuschauerinnen und Zuschauern im Saal regelmäßig lauten Applaus. Er bezeichnete sich als "altmodischen Freiheitskämpfer" und behauptete, Ungarn werde von "progressiven Liberalen" belagert. "Wir brauchen mehr Rangers, weniger Dragqueens und mehr Chuck Norris", verkündete Orbán. Chuck Norris ist ein US-amerikanischer Kampfkünstler, der sich in den vergangenen Jahren massiv für erzkonservative Anliegen und Trump eingesetzt hat.

"Lasst unsere Kinder in Ruhe", sagte Orbán in Richtung Homosexueller. Die Familie basiere auf der Ehe oder den Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern. "Um es zusammenzufassen: Die Mutter ist eine Frau, der Vater ist ein Mann. Ende der Diskussion."

Fake-News-Schleudern und Idioten

"Ihr müsst mutig sein. Wenn ihr Angst habt, habt ihr eine Aufgabe zu erfüllen", sagte er an seine US-amerikanischen Gastgeber gerichtet. "Das Einzige, was wir Ungarn euch zeigen können, ist, wie wir uns nach unseren eigenen Regeln wehren können."

In einem Rundumschlag gegen Medien prophezeite Orbán auch schon die Schlagzeilen am Tag nach seiner Rede: "Rechtsextremer europäischer Rassist, antisemitischer starker Mann und Putins trojanisches Pferd hält Rede bei Konferenz". Weil es in Ungarn aber eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Rassismus und Antisemitismus gebe, würden alle, die solche Behauptungen verbreiten, nur Fake News liefern und seien letzten Endes "Idioten", so der 59-Jährige.

Trump und Bannon erwartet

Die "Conservative Political Action Conference" ist ein regelmäßiges Treffen Rechtskonservativer, bei dem sich auch zahlreiche Anhänger Trumps und Verschwörungstheoretiker versammeln. Bei dem Treffen, das bis Sonntag dauert, wird auch Trump sprechen – und zwar am Samstagabend. Außerdem erwartet werden der Trump-Gefährte Steve Bannon, die für rechte Verschwörungstheorien bekannte US-Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene und die erzkonservative frühere Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin. (APA, faso, 5.8.2022)