Pro angefangene 15 Zentimeter an Stammumfang muss ein Ersatzbaum gepflanzt werden.

Foto: Robert Newald

Sie sind das wichtigste Gut, das wir haben, wenn die Temperaturen in der Stadt auf über 30 oder gar 35 Grad wandern: Bäume. In Wien sind sie durch das Baumschutzgesetz geschützt, doch es gibt diverse Ausnahmen – so fallen etwa Bäume mit einem geringeren Stammumfang als 40 Zentimeter oder Obstbäume nicht darunter.

Und auch bei der Auslegung der Bestimmungen werden Unternehmen mitunter kreativ, denn Bäume stehen oft im Weg, wenn neu und lukrativ gebaut werden soll. Und dann wird eben doch ein Baum gefällt, der eigentlich stehen bleiben müsste, weil aus wirtschaftlichen Interessen ein Schlupfloch gefunden oder eine Vorgabe großzügig ausgelegt wird.

Neu statt alt

Die Beschwichtigung heißt dann Ersatzpflanzung. In Wien ist vorgesehen, dass für für Bauvorhaben oder für Projekte entfernte Bäume pro angefangene 15 Zentimeter an Stammumfang ein Ersatzbaum mittlerer Baumschulqualität mit acht bis 15 Zentimeter Stammumfang gepflanzt werden muss.

Umgerechnet bedeutet das: Wird etwa eine 80 Jahre alte Linde mit Stammdurchmesser von 60 Zentimetern entfernt, müssen dafür zwölf junge Bäume gesetzt werden. Sind Ersatzpflanzungen nicht möglich, muss eine Ausgleichsabgabe gezahlt werden – wozu viele Bauträger gerne bereit sind, zumal pro Baum nur 1090 Euro anfallen.

Was auf dem Papier nicht schlecht klingt, bringt in der Realität und vor allem in schweißtreibenden Sommernächten in der Stadt nicht wirklich Linderung. Denn Baum ist nicht gleich Baum – das zeigt ein Vergleich der TU München: Eine 20 Jahre alte Linde verdunstet über ihre Blätter Wasser im Volumen von 32 Badewannen, während es bei einer 80 Jahre alten Linde 320 Badewannen sind. Noch deutlicher: Der junge Baum kühlt wie 21, der alte wie 208 Kühlschränke. Das zeigt klar: Wir müssen um die alten Bäume kämpfen! (Bernadette Redl, 5.8.2022)