Mehr als zwei Jahre nach ihrem Tod wird der Fall Breonna Taylor neu verhandelt.

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Neben George Floyd war sie eines der Symbole der Black-Lives-Matter-Protestwelle im Sommer 2020: die US-amerikanische Notfallsanitäterin Breonna Taylor. Knapp zweieinhalb Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod wird ihr Fall nun erneut vor Gericht verhandelt. US-Justizminister Merrick Garland verkündete am Donnerstag Anklagen gegen vier Polizeibeamte der Metropole Louisville in Kentucky. Drei von ihnen wird vorgeworfen, auf Basis von gefälschten Angaben einen Durchsuchungsbefehl für Taylors Wohnung erwirkt zu haben, der vierte Angeklagte wird exzessiver Gewalt beschuldigt.

Am 13. März 2020 hatten sieben Polizeibeamte in der Wohnung der jungen Frau eine Razzia durchgeführt. Dabei trugen sie Zivilkleidung und gaben sich vor dem Eindringen in die Wohnung nicht als Polizisten zu erkennen. Möglich war das durch einen no-knock warrant genannten Durchsuchungsbefehl, der der Polizei bei Razzien das Überraschungsmoment sichern soll. Taylors Partner hielt die Beamten jedoch für Einbrecher und gab mit seiner Waffe einen Warnschuss ab. Im darauffolgenden Kugelhagel wurde Taylor sechsmal getroffen und verstarb.

Fälschung und Vertuschung

Zwei der vier nun angeklagten Beamten stehen noch im Dienst der Polizei von Louisville. Ihre Kündigungen wurden eingeleitet. Der Anklage zufolge sollen zwei von ihnen Informationen fingiert haben, um den Durchsuchungsbeschluss zu erhalten. Die dritte Beamtin soll nach der missglückten Razzia dabei geholfen haben, die Fälschungen zu vertuschen.

Die Durchsuchung war im Rahmen von Drogenermittlungen beantragt worden: Die Beamten verdächtigten Taylors Ex-Freund des Drogenhandels und sahen in ihrer Wohnung, in der der Mann nicht mehr lebte, ein mögliches Versteck. Zum Zeitpunkt der Razzia war der Verdächtige allerdings schon anderenorts lokalisiert worden und wurde kurz darauf festgenommen.

Bewohnerinnen von Louisville feiern nach der Anklageerhebung.
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"Breonna Taylor sollte heute noch am Leben sein", sagte Justizminister Garland während der Verkündigung der Anklagen. "Das Justizministerium verteidigt und schützt die Bürgerrechte jeder Person in diesem Land." Nach Taylors Tod wurde zunächst gegen ihren Freund ermittelt, da sein Warnschuss einen der Beamten ins Bein getroffen hatte. Im September 2020 wurde dann Anklage gegen einen der Beamten erhoben – allerdings wegen "mutwilliger Gefährdung" von Taylors Nachbarn, da einige der von ihm abgefeuerten Kugeln in die Wand einer angrenzenden Wohnung einschlugen. Im März wurde er freigesprochen.

Taylors Familie erzielte eine Einigung mit der Stadt Louisville, die eine Millionenentschädigung und Reformen der städtischen Polizei umfasste. Sogenannte no-knock warrants sind seither im Stadtgebiet in Gedenken an Breonna Taylor verboten. Das Fehlen eines Gerichtsverfahrens führte allerdings immer wieder zu Kritik an den Ermittlungsbehörden. "Heute wurde ein riesiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit getan", verkündeten die Anwälte ihrer Familie nach der Anklageerhebung. (Ricarda Opis, 5.8.2022)