"Batgirl"-Darstellerin Leslie Grace und das Regieduo Adil El Arbi und Bilall Fallah sind von der Entscheidung von Warner Bros. Discovery enttäuscht. Der Film ist fast fertig und wird wahrscheinlich nicht veröffentlicht.

Foto: Richard Shotwell/Invision/AP

Der zu Warner Bros. Discovery (WBD) gehörende Streamingdienst HBO Max scheint kurz vor dem selbstverschuldeten Ende zu stehen. Die Zukunft des Streamingdiensts wurde diese Woche immer ungewisser, als bekannt wurde, dass die Verantwortlichen von WBD den 90 Millionen Dollar teuren "Batgirl"-Film zurückziehen, obwohl er sich in der Postproduktion befand.

Als Ursache wurden zunächst explodierende Kosten vermutet, Testvorführungen seien zudem bei Zuschauern schlecht ausgefallen. Tatsächlich dürften die Gründe weiter reichen. Medienberichte bestätigten, dass der Film Opfer eines Strategiewechsels des Unternehmens geworden ist, wonach der Film als Steuerabschreibeposten profitabler wäre als ein Film, der für den Streamingdienst produziert wird.

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Das gleiche Schicksal ereilte Berichten zufolge auch den Animationsfilm "Scoob!", der sich gleichfalls in der Postproduktion befunden haben soll.

Radikale Umstrukturierung

Sollte WBD sich tatsächlich dafür entscheiden, beide Filme steuerlich abzuschreiben, werden sie auf legalem Wege nie ein Publikum finden. "Batgirl"-Darstellerin Leslie Grace und das Regieduo Adil El Arbi und Bilall Fallah sind zutiefst enttäuscht. "Wir können es immer noch nicht glauben", erklärten die Regisseure.

Warum das alles? Es wird erwartet, dass Warner eine radikale Umstrukturierung des Streaminggeschäfts bekanntgeben wird. Es dürfte auf eine Zusammenlegung von HBO Max und Discovery+ hinauslaufen. Spekulationen darüber gibt es bereits seit längerem. WBD stoppte daraufhin die Einführung von HBO Max in Frankreich. Der Branchendienst TBI berichtete, dass Pläne zur weiteren internationalen Expansion des Streamingdiensts vorerst nicht verfolgt werden.

"Es wird Kündigungen geben"

Die erwartete Zusammenlegung dürfte die Entwicklung von Inhalten für HBO Max und HBO betreffen. Laut "The Wrap" plant WBD, 70 Prozent des Entwicklungspersonals von HBO Max zu kündigen. Diese Woche wurde außerdem bekannt, dass HBO Max ein halbes Dutzend Filme, die als "Max Originals" bezeichnet wurden, ohne Vorankündigung entfernt hat. Betroffen ist etwa Robert Zemeckis' Remake von "The Witches" und Seth Rogens Film "An American Pickle". Das könnte bereits Teil eines umfassenderen Konsolidierungsplans sein.

Es ist auch möglich, dass das Unternehmen das HBO-Branding aufgeben will, weil es mit dem linearen Kanal assoziiert wird und weil Millionen Nutzer den Dienst ohne zusätzliche Kosten über ihr Pay-TV-Abonnement empfangen. WBD wird wohl dem Beispiel von NBC Universal folgen, das Anfang dieses Sommers still und heimlich die Premiumstufe von Peacock als Bestandteil seines Xfinity-Pay-TV-Angebots eingestellt hat.

Nettoverlust im zweiten Quartal

Jüngste Geschäftszahlen weisen für WBD im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 3,4 Milliarden Dollar und einen leichten Umsatzrückgang auf 9,83 Milliarden Dollar aus. Grund sei die Neuordnung sich überschneidender Geschäftsbereiche, teilte der Konzern mit.

Der Verlust setze sich zusammen aus etwa zwei Milliarden Dollar an Abschreibungen, etwa einer Milliarde Dollar an Restrukturierungs- und anderen Kosten sowie 983 Millionen Dollar an Transaktions- und Integrationskosten. Die Aktien des Unternehmens fielen im erweiterten Handel um 3,6 Prozent.

Der Konzern, der zum ersten Mal seit der Fusion Geschäftszahlen vorlegte, hat nach eigenen Angaben 92,1 Millionen Streamingvideo-Abonnenten. Alle Streamingdienste verzeichnen derzeit ein schwächeres Abonnentenwachstum und zunehmende Kündigungen. Im April hatten sich die Mediengeschäfte des US-Telekomgiganten AT&T und des US-Medienunternehmens Discovery zusammengeschlossen. (prie, APA, 5.8.2022)