Auf dem Sprengplatz, auf dem das Feuer ausbrach, werden rund 30 Tonnen Munition gelagert, die dort unschädlich gemacht wird. Die Brandursache ist noch nicht bekannt.

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Berlin – Aufatmen im Berliner Grunewald: Einen Tag nach Ausbruch waren die meisten Flammen am Freitag gelöscht. Weiter ein großes Problem war der Sprengplatz, auf dem der Brand ausgebrochen war. Die Explosionsgefahr war dort noch immer so groß, dass die Experten von Feuerwehr und Polizei sich im Lauf des Tages nur mit gepanzerten Fahrzeugen nähern konnten. "Wir müssen damit rechnen, dass es weiter zu Detonationen und zum Trümmerflug kommt", hieß es von der Feuerwehr.

Am Freitagvormittag begann es leicht zu regnen. Es ist allerdings unklar, ob das für eine Entlastung sorgt. Die nahe gelegene Autobahn und die S-Bahnstrecken im Südwesten Berlins waren weiterhin gesperrt. Wann sie wieder freigegeben werden können, hängt von den Fortschritten am Sprengplatz ab. Dort war das Feuer in der Nacht zu Donnerstag ausgebrochen. Tonnenweise alte Granaten, Munition und beschlagnahmte Feuerwerkskörper lagerten in Gebäuden auf dem Gelände. Explosionen waren zu hören, der Brand weitete sich im Lauf des Tages in dem trockenen Waldgebiet aus.

Noch vereinzelte Glutnester

In der Nacht zu Freitag habe die Feuerwehr die Flächenbrände im Umkreis des Sprengplatzes weiter bekämpft, sagte Sprecher Thomas Kirstein am Freitagmorgen nach der ersten Lagebesprechung. "Diese Brände sind seit heute Morgen nahezu gelöscht." Nur vereinzelt gebe es am Boden noch Glutnester und kleinere Feuer. Verletzte gab es bisher nicht.

Gebrannt hatte es demnach auf einer Fläche von knapp 50 Hektar. Weiterhin seien 150 Feuerwehrleute sowie 500 Polizisten zur Absperrung im Einsatz. Ungünstig sei Freitagfrüh das Auffrischen des Windes gewesen, weil es die Gefahr berge, dass das Feuer wieder aufflamme.

Sperrkreis mit Radius von 1.000 Metern

Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr wollten sich am Freitag auf den großen Sprengplatz konzentrieren, der seit der Nachkriegszeit mitten im Wald liegt und auf dem die Polizei normalerweise alte Weltkriegsbomben oder beschlagnahmte Explosionsstoffe sprengt. Wegen der Gefahren wurde am Donnerstag ein Sperrkreis mit einem Radius von 1.000 Metern gezogen. Ziel sei es nun, ein genaueres Lagebild von dem Sprengplatz zu erhalten, sagte Kirstein. Dafür fuhren am Vormittag diverse Spezialfahrzeuge auf. Die Feuerwehr habe "nahezu alles, was es an Technik gibt in Deutschland" anfahren lassen. "Wir fahren hier heute groß auf."

Der Sprengmeister der Polizei sei am Freitagvormittag in einem Panzerfahrzeug der Bundeswehr an den Sprengplatz heranfahren, um erste Eindrücke zu sammeln, sagte Kirstein. Diese würden ausgewertet, dann erhalte die Feuerwehr eine Einschätzung der Lage. Davon ist abhängig, ob auch Feuerwehrleute das Gelände betreten dürfen und wann die nahe gelegene Autobahn und die Bahnstrecken wieder freigegeben werden können.

Im Wald an dem abgesperrten Sprenggelände, in dem es vereinzelt noch Flammen und Glut gab, war am Freitag auch ein gepanzertes Löschfahrzeug einer privaten Firma im Auftrag der Feuerwehr im Einsatz. Lösch-Roboter aus Niedersachsen sollen voraussichtlich auf das abgesperrte Gelände fahren und dort Wasser verteilen, sagte der Sprecher.

Auslöser unklar

Kirstein betonte, für die Feuerwehr sei dieser Brand eine "ganz besondere Lage und Herausforderung". Dennoch sei der Schutz der Hauptstadt weiter gewährleistet. "Das ist bisher sehr gut gelungen." Es habe parallel am Donnerstag und Freitagfrüh auch zwei weitere größere Einsätze zum Brandlöschen gegeben.

Die Ursache für das Feuer im Grunewald war vorerst unklar. "Das war heute hier großes Thema: Wie kann es dazu kommen?", sagte der Feuerwehr-Sprecher am Donnerstagabend. Mehrere Gebäude auf dem Gelände hätten bereits "in Vollbrand" gestanden, als die Feuerwehr eintraf. Ob es sich möglicherweise um Brandstiftung handelte, muss das Landeskriminalamt ermitteln. Dazu gibt es auch eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und den Sprengmeistern der Polizei.

Rund 30 Tonnen "Kampfmittel und Munition"

Auf dem großen Gelände des Sprengplatzes lagerten laut Polizei rund 30 Tonnen "Kampfmittel und Munition" aus dem Zweiten Weltkrieg sowie mehrere Hundert Kilogramm Feuerwerkskörper, die etwa an Silvester beschlagnahmt wurden. In regelmäßigen Abständen werden diese Bestände gesprengt, zuletzt im März und April. Zur Sicherheit werden die gelagerten Bestände "dauerhaft beregnet". Zudem gebe es ein Brandschutzkonzept, Brandschutzschneisen und eine Brandmeldeanlage.

Den Sprengplatz zur Vernichtung von Waffen und Explosivstoffen gibt es seit 1950, zuständig ist inzwischen die Polizei, die betonte: "Überlegungen der Polizei Berlin, den Sprengplatz an einen anderen Ort zu verlegen, gab es in der Vergangenheit immer wieder, jedoch steht im gesamten Stadtgebiet Berlins schlichtweg keine ausreichend große und genehmigungsfähige Fläche zur Verfügung, um dies umzusetzen." Einen Sprengplatz in Brandenburg einzurichten, sei wegen der langen Anfahrtswege ebenfalls ein Problem. (APA, red, 5.8.2022)