Das Premium-Abo ist teurer geworden. Für wen lohnt es sich noch wirklich?

Foto: imago/blickwinkel

Ab Mitte September steigen in Österreich die Abopreise bei Amazon Prime, und das spürbar. Die monatlichen Kosten steigen für Frau und Herrn Österreicher dabei von 7,99 Euro auf 8,99 Euro. Für das Jahresabo zahlt man statt den bisherigen 69 Euro dann etwa 89 Euro. Die Preiserhöhung könnten viele Nutzer als Denkanstoß nutzen: Ist Amazon Prime wirklich notwendig?

Kosten-Nutzen-Analyse

Bevor Amazon als Streaminganbieter auf den Markt kam, ging es vor allem um die schnelle und kostenlose Lieferung, welche in Bezeichnungen wie "Versandriese" gipfelte. Die zusätzlichen Dienstleistungen sollten das Produkt "Prime" attraktiver machen und Anreize für eine neue Zielgruppe schaffen. Bei 200 Millionen Abokunden weltweit scheint die Rechnung für Amazon aufgegangen zu sein. Ob es sich auch für Kundinnen und Kunden rechnet, ist eine andere Frage.

Der "Vielbesteller"

Der Standardversand nach Österreich bei einer Bestellung ohne Amazon Prime kostet 3,99 Euro (ausgenommen Marketplace). Wenn man das Abo ausschließlich für die Bestellung und Lieferung von haptischen Produkten nutzt, müsste man also 23 Pakete bestellen, bis man die jährlichen 89 Euro ausgeschöpft hat — das sind zwei Pakete monatlich.

Generell kostenfrei ist die Standardzustellung, auch ohne Amazon Prime, ab einem Mindestbestellwert von 29 Euro. Kostenloser Premiumversand in Deutschland und Österreich gibt es aber nur für Prime-Kunden. Laut Amazon-Webseite, trifft "eine Sendung mit Premiumversand in der Regel einen Werktag nach dem Versand ein". Eine Mitgliedschaft ist für guten, schnellen Service also nicht zwingend, aber kann sich lohnen.

Die "Multiuserin"

Amazon Prime versucht, auf die verschiedenen Interessen einzugehen und sein Zielpublikum so weit wie möglich zu streuen: Mit Prime Gaming bekommt man zum Beispiel monatlich kostenlose Spiele und ein monatliches Kanal-Abonnement auf Twitch. Prime Reading bietet ein regelmäßig wechselndes Angebot an E-Books und E-Magazinen aus verschiedenen Genres. Das vielfältige Angebot bleibt für viele das schlagende Argument, auch wenn das Prime-Abo nicht günstig ist und die Subkategorien manchmal nur ein limitiertes Angebot offerieren. Wer das volle Angebot von Amazon Prime regelmäßig nutzt, bekommt tatsächlich viel für sein Geld. Hier gilt es wohl, sich selbst eine Grenze zu setzen. In den USA kostet der Service immerhin schon rund 130 Dollar pro Jahr. Ein Wert, den man in Europa immerhin noch nicht erreicht hat.

Die "Streamer"

Foto: IMAGO/photothek / Fotograf: Thomas Trutsche

Der Versandriese ist mittlerweile einer der größten Streaminganbieter mit etwa 4.800 Videoprodukten. Aber auch die Konkurrenz ist stark aufgestellt, vielleicht sogar stärker. Mit den angepassten Amazon-Preisen sind Disney+ und Prime jetzt gleichauf (Monatsabo 8,99 Euro, Jahresabo 89,90 Euro). Das Angebot wirbt vor allem mit Inhalten von Disney, Pixar, Marvel und National Geographic. Das Netflix-Basis-Abo ist die günstigste Option und kostet für ein Gerät in SD-Qualität 7,99 Euro. Mit 5.800 Titeln, darunter prominente Eigenproduktionen, macht es sich bei den Streamenden beliebt. Die neueste Entwicklung im Streamingdienst-Universum ist "freevee" von Amazon. Ein kostenloses Bewegtbildangebot mit Werbung, welches gerade in Deutschland ausgerollt wird und auch nach Österreich kommen soll. Freevee bietet Nutzerinnen dann wechselnde externe Filme und Serien sowie Freevee-Produktionen und Livekanäle.

Amazon bietet ein praktisches Ökosystem. Neben den im Prime-Abo enthaltenen Filmen und Serien verknüpft die Plattform sogenannte Prime Video Channels, darunter StarzPlay, Eurosport und MGM. Diese sind mit einer zusätzlichen Kostenpflicht verbunden, werden aber unter Amazon zentralisiert.

Fazit: Auch Mathemuffel sind gut beraten, sich mit der Kosten-Nutzen-Rechnung zu ihrer Amazon-Prime-Mitgliedschaft auseinanderzusetzen. (smw 7.8.2022)