Trajal Harrells "The Köln Concert", im Vordergrund tanzt die Britin Titilayo Adebayo.

Foto: Reto Schmid

Die Zeit verläuft alles andere als linear, aber jetzt können die "Time*Sailors" der Wiener Kompanie Tanz*Hotel endlich in See stechen. Eigentlich wollten sie bei Impulstanz schon im Juli ablegen, aber die Corona-Sommerwoge hat den Termin ins finale Wochenende des Festivals geschwemmt. Bevor der Festivalhafen bis Juli 2023 – da wird das 40. Jubiläum gefeiert – für dieses Jahr schließt, herrscht dort noch viel Trubel.

Am Samstag, wenn Time*Sailors IV – The Return auf dem Programm steht, geht es bereits ab 16 Uhr auf dem Workshop-Gelände im Arsenal hoch her. Denn da werden erst die Abschlussshowings "Expressions '22" vorgeführt, anschließend steigen die Vorausscheidungen für das Salzburger Flavourama-Festival (27.8.–4.9.): über vier Stunden Hip-Hop- und House-Tanz vor einer hochkarätigen Jury.

Im Leopold-Museum öffnet indes ein "Performance Situation Room", in dem österreichische sowie internationale Kunst- und Tanzschaffende (ab 18 Uhr) unter dem Motto Welcome to the pleasure ... Installationen und Aufführungen zeigen.

Stars des Wochenendes

Die Stars des Wochenendes sind eindeutig Damien Jalet und Israel Galván. Letzterer tanzt noch an beiden Abenden sein Flamenco-Radio Concert. Der heute zu den europäischen Top-Choreografen zählende Belgier Jalet präsentiert am Samstag im Filmmuseum nicht nur sein gerade erschienenes Buch Vessel/Mist/Planet [Wanderer], sondern auch seinen jüngsten Film.

Mist (Nebel) hätte eigentlich ein Live-Stück werden sollen, doch die Pandemie machte dem einen Strich durch die Umsetzung. Also holte Jalet den Künstler Kohei Nawa und den Regisseur Rahi Rezvani ins Boot und drehte mit der fabelhaften Kompanie des Nederlands Dans Theater (NDT) einen Film. Das Künstlergespräch im Anschluss an die Vorführung hält Viennale-Leiterin Eva Sangiorgi.

Am Sonntag startet das Festival in die letzte Runde. Ebenfalls schon am Nachmittag, und zwar in der Libelle oben auf dem Leopold-Museum, mit der Verleihung des Choreographers' Award unter den Teilnehmenden an der Impulstanz-Nachwuchs-Serie 8:tension. Eine 8:tension-Arbeit ist dann als Zweitaufführung noch im Mumok zu sehen: In Repertório N.2 der Brasilianer Davo Pontes und Wallace Ferreira geht es um die alltägliche Gewalt in Rio de Janeiros berüchtigten Vororten.

Ebenfalls nochmals gezeigt wird – nach der Wien-Premiere am Freitag – im Volkstheater Trajal Harrells The Köln Concert: sensibler Tanz zu Keith Jarretts ikonischem Musikstück, eingeleitet von vier Songs der Musikerin Joni Mitchell. Harrell ist nicht nur Stammgast bei Impulstanz, sondern auch Hauschoreograf am Zürcher Schauspielhaus.

Den allerletzten Tanz der diesjährigen Festivalausgabe macht die österreichische Formation Potpourri Dance mit 4 A.M. – A House Dance Piece. Vier Tänzerinnen (Farah Deen, Cat Jimenez, Olivia Mitterhuemer und Rosa Perl) bringen um 23 Uhr Club-Atmosphäre ins Kasino am Schwarzenbergplatz. (Helmut Ploebst, 5.8.2022)