Die Paneele am Balkon sind Sichtschutz und liefern gleichzeitig Strom für den Eigenbedarf.

Den Eigenbedarf an Strom selbst produzieren zu können ist angesichts der aktuellen Strompreise ein Wunsch vieler. Möglichst unkompliziert bei der Energieversorgung unabhängiger und nachhaltiger zu werden war auch die Idee der Efficient Energy Technology GmbH (EET). Im Mai 2017 gründeten die ehemaligen TU-Graz-Studenten Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither das Unternehmen. Schon während des Studiums hatten sie erkannt, dass die Technologie für erneuerbare Energie zwar weit fortgeschritten ist, die Möglichkeiten aber nicht beim Endkunden ankommen. "Für Photovoltaikanlagen braucht man ein Dach, auf dem die Anlage montiert werden kann. Das ist gerade im urbanen Raum oft schwierig", sagt Jan Senn, Sprecher des Unternehmens und seit Anfang an mit an Bord.

Die Lösung: Minisolarkraftwerke, die am Balkongeländer, an Hauswänden oder im Garten installiert und ganz einfach an der Steckdose angeschlossen werden. SolMate nennt sich diese Minisolaranlage, die mit oder ohne Speichermöglichkeit entwickelt wurde. Bei optimaler Positionierung und der Variante mit Speichermöglichkeit könne damit ein Viertel des Bedarfs eines durchschnittlichen Haushalts gedeckt werden, heißt es vom Unternehmen. Systeme ohne Speicher sind günstiger und sollen sich nach vier bis fünf Jahren amortisieren.

Mittlerweile hat das Unternehmen 35 Mitarbeiter, der Umsatz lag im vergangenen Geschäftsjahr bei zwei Millionen Euro. Für heuer wird ebenfalls ein mehrfacher Millionenbetrag erwartet, auch oder gerade weil die aktuellen Krisen das Unternehmen in allen Bereichen erwischt haben. "Mit Fridays for Future ist das Interesse an nachhaltigen Energiequellen gestiegen, durch Corona und den Krieg in der Ukraine ist der Wunsch, energieautarker zu werden, größer geworden", sagt Senn. Seit Corona hätten sich die Verkaufszahlen jedenfalls verfünffacht.

Die Wirtschaftskrise und die damit einhergehenden Lieferschwierigkeiten haben das Unternehmen jedoch voll erwischt. Die einzelnen Komponenten kommen zum Großteil aus Fernost. Derzeit sind aber Container für den Transport der Paneele nicht verfügbar, Mikrochips kaum lieferbar und Wechselrichter schwer erhältlich. Solarsysteme mit Speichermöglichkeit können daher derzeit nur reserviert werden; bei Systemen ohne Speicher sieht es ein bisschen besser aus, dennoch müsse man mit einer Verzögerung von bis zu zwölf Wochen rechnen.

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen setzt man bei EET auf Expansion. Bis Jahresende soll das Unternehmen auf 50 Mitarbeiter wachsen. "Bisher sind wir nur im deutschsprachigen Raum und in Italien vertreten, jetzt möchten wir den gesamten europäischen Markt angehen", sagt Senn.

Junges Team

Mitarbeiter zu finden sei kein Problem. "Es kommt aber darauf an, wen man sucht", ergänzt Senn. Bei EET setzt man auf junge Mitarbeiter. Der älteste Kollege ist 40 Jahre alt. Viele würden schon während des Studiums bei dem Unternehmen andocken und nach dem Uni-Abschluss bleiben. "Wichtig ist, dass neue Mitarbeiter ins Team passen, der Lebenslauf spielt eine untergeordnete Rolle." Technisches Interesse sollte zwar da sein, aber das Wichtigste sei Teamfähigkeit, denn die sei schwer erlernbar.

"Bis jetzt haben wir nur tolle Mitarbeiter gefunden", sagt Senn. Und nur eine Person hat das Unternehmen bisher verlassen. "Sein neuer Arbeitgeber hat ihm als jungem Vater auch einen Kinderbetreuungsplatz angeboten. Das geht sich bei uns noch nicht aus." Die Atmosphäre im Unternehmen beschreibt Senn als sehr familiär. "Es gibt flache Hierarchien, kurze Kommunikationswege, und mit einem Dienstlaptop ist Homeoffice möglich. Solange der Betrieb funktioniert, können Mitarbeiter arbeiten, wann und wo sie wollen." Homeoffice werde aber selten genutzt, ganz im Gegenteil: "Mitarbeiter fragen mich, ob sie in ihrer Freizeit im Büro auch ihre Seminararbeit schreiben können." Vielleicht ist neben dem familiären Umfeld aber auch der Garten mit Salzwasserpool ein Grund fürs Arbeiten im Büro.

Beim Zusammenwachsen würden viele halbprivate Feiern helfen. Einmal im Jahr geht es für das ganze Team für drei Tage auf Klausur. Neben Teambuilding werden dort auch interne Strukturen optimiert. Spannend sei, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Denn auch wenn das Team wächst, soll dieses familiäre Umfeld erhalten bleiben, ergänzt er. Und: "Mit einem coolen Team kann man alle anderen Herausforderungen stemmen."(Gudrun Ostermann, 5.8.2022)