Die Schmiergeldzahlungen des riesigen brasilianischen Konzerns sollen über die Meinl Bank Antigua geflossen sein.

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In der Bestechungscausa rund um die frühere Meinl Bank, die wiederum in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal des brasilianischen Odebrecht-Konzerns steht, spielt die einstige Meinl-Bank-Tochter in Antigua eine der Hauptrollen. Über sie sollen ja die diskreten Zahlungsflüsse gelaufen sein, die letztlich als Bestechungsgelder des riesigen Konzerns dienten.

Aus den Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Ex-Banker Peter Weinzierl und zwei weitere Ex-Manager wegen des Verdachts auf Bestechung und Geldwäscherei erschließt sich, wie die nötige Diskretion für die Deals damals hergestellt wurde. Die Behörden können sich ja der Aussagen jener Kronzeugen bedienen, die im längst mit Strafzahlungen von Odebrecht an die USA (umgerechnet 2,45 Milliarden Euro) beendeten Odebrecht-Verfahren ausgesagt haben.

Diskrete Kommunikation

Eines der Kernerfordernisse der Involvierten waren ungestörte Unterhaltungen rund um den Globus – und dafür sorgte das dafür erstellte "Drousys"-Kommunikationssystem. Von dem berichteten auch Zeugen im Odebrecht-Verfahren, und laut ihnen gab es das auch in der Meinl Bank Antigua, die ja einst eine Tochter der Meinl Bank in Wien gewesen ist. Später wurde sie mehrheitlich verkauft – freilich an Strohmänner von Odebrecht. Die Beschuldigten im Wiener Verfahren bestreiten, dass sie das wussten. Man hätte ja nicht "den eigenen Namen (Meinl Bank; Anm.) hergegeben", hätte man gewusst, dass dahinter "diese Verbrecherbande stand", sagte ein Beschuldigter vor den Ermittlern in Wien dazu aus.

Doch zurück zu Drousys. Dieses System hat laut einem Bericht der österreichischen Ermittler die Odebrecht-Abteilung für "Strukturierte Operationen" installiert und betrieben; sie war quasi die Korruptionsabteilung des riesigen Konzerns, der sich mit Schmiergeldern rund um die Welt Aufträge erkauft hat.

Nicknames für die Banker

Einer der brasilianischen Zeugen schilderte, dass auch die Meinl Bank Antigua dieses System genutzt habe. "Alle Manager der Meinl" (gemeint: Meinl Bank Antigua) hätten Nicknames und Zugangscodes gehabt und das System nutzen können. Detail am Rande: Laut einem Experten, der vor den Behörden ausgepackt hat, hatte das Institut ein IT-Back-up-System in der Schweiz, solche Systeme in anderen Ländern seien in Antigua vorgeschrieben. Und zwar als Absicherung gegen Datenverlust wegen der Wirbelstürme, die die Insel oft heimsuchen.

Laut anderen Zeugen wurden die Konten täglich über das Drousys-System kontrolliert, auch andere in den Skandal involvierte europäische Institute hätten das so gemacht. Als die brasilianische Justiz 2014 mit der Aufklärung des milliardenschweren Petrobras-Skandals begann, reagierte man auch bei Odebrecht: Unter anderem mussten die Drousys-Nutzer ihre Nicknames ändern.

US-Justiz ermittelt

Die Beschuldigten im Wiener Strafverfahren bestreiten die Vorwürfe, für alle gilt die Unschuldsvermutung. Gegen Weinzierl, Julius Meinl V. und andere Ex-Manager des Geldinstituts ermittelt auch die US-Justiz. Gegen Weinzierl und einen zweiten Ex-Manager hat sie bereits Anklagen veröffentlicht, und sie hat die Auslieferung von Weinzierl beantragt. Er hält sich in London auf.

Er und ein zweiter Beschuldigter waren Non-Executive Directors der Meinl Bank Antigua, beide sagen, dort nicht operativ tätig gewesen zu sein. Ein Beschuldigter jüngst auf die Frage, ob er Inkriminierendes wahrgenommen habe: "Nein, sonst hätte ich sofort geschrien." (Renate Graber, 6.8.2022)