Mit den berüchtigten Übergewinnen ist es so eine Sache: Manche Energiekonzerne, etwa OMV und Verbund, kommen voll in ihren Genuss. Bei anderen hingegen – beispielsweise Wien Energie und EVN in Niederösterreich, die ihre Preise gerade stark erhöht haben – verschlechtern sich gerade die Gewinnaussichten. Sie müssen ihrerseits teures Gas ankaufen, um es ihren Kunden weiterzureichen.

Dennoch ließe sich politisch durchaus etwas tun gegen die Rekordpreise, vor allem in Wien. Rechtlich wäre es kein Problem, sämtliche Profite der Wien Energie, die sie trotz schlechterer Aussichten schreibt, zweckzuwidmen und damit jene zu unterstützen, die unter Höchstpreisen leiden. Warum das in Wien leichter ginge als in Niederösterreich? Weil die Wien Energie zur Gänze der Stadt gehört, während es bei der EVN private Mitaktionäre aus dem In- und Ausland gibt.
Wien könnte also die Preise massiv drücken, wenn es wollte. Freilich würde das bedeuten, dass hunderte Millionen Euro anderswo fehlen, etwa beim hochnotwendigen Ausbau erneuerbarer Energien oder bei wichtigen städtischen Dienstleistungen wie den Öffis. Eine bessere Möglichkeit, Menschen vor Verarmung zu schützen, ist der Stromrechnungsdeckel, wie ihn die Bundesregierung gerade plant – erweitert um Gas. Dieser muss durch eine Übergewinnsteuer finanziert werden, damit jene Unternehmen zahlen, die derzeit wirklich immense Gewinne machen. Doch da sträubt sich leider die Regierung. (Joseph Gepp, 5.8.2022)