Auf Twitter dokumentiert der Sicherheitsforscher seine Bedenken.

Foto: Martin Tschirsich/Twitter

Während sich in Österreich die Einführung des digitalen Führerscheins voraussichtlich auf Herbst 2022 verschiebt, ist man in Deutschland bereits weiter. Mit der App Verimi kann man dort nämlich bereits dieses Dokument auf seinem Handy speichern und anzeigen lassen. Allerdings scheint die Lösung Sicherheitsmängel aufzuweisen und kann offenbar leicht gefälscht werden.

Unsicheres Verfahren

Am Donnerstag posted der deutsche IT-Sicherheitsforscher Martin Tschirsich, er sei dank der App mittlerweile "stolzer Besitzer mehrere digitaler Führerscheine sowie einer Schweizer Staatsbürgerschaft". Die von ihm genutzte Sicherheitslücke nutzt das Foto-Ident-Verfahren, das von der App benutzt wird. Dabei werden die Vorder- sowie Rückseite des Führerscheins fotografiert und zusätzlich muss noch ein Foto hochgeladen werden. Geprüft wird der Vorgang durch eine künstliche Intelligenz – menschliches Eingreifen ist für den Prozess nicht vorgesehen.

"Die Unsicherheit des Foto-Ident ist allseits bekannt," schreibt Tschirsich. Foto-Ident würde deshalb in Deutschland eigentlich nur in "Sektoren eingesetzt, die keiner besonderen Regulierung unterliegen". Warum sich die Behörden beim digitalen Führerschein für diese unsichere Methode entschieden haben, versteht er nicht.

Für die Fälschungen fotografiert der Sicherheitsforscher seinen Führerschein und ändert mit einer Bildbearbeitungssoftware sowohl den Namen als auch das Geburtsdatum auf dem Foto. Die manipulierten Daten druckte er in einem Drogeriemarkt auf Papier – die Ausdrucke fotografierte er mit der Verimi-App. Er ergänzt das verlangte Selife und schon wurde der digitale Führerschein erstellt – mit falschen Daten.

Gegenüber dem "Spiegel" erklärte Tschirsich er wolle nicht den Eindruck vermitteln offizielle Dokumente zu fälschen. Er wolle nur die Schwächen der Software aufzeigen.

Digitales Abbild

Während man aktuell in Deutschland mit dem digitalen Führerschein vor allem Mietwagen- oder Carsharing-Angebote nutzen kann, soll das Dokument künftig analoge Ausweispapiere vollständig ersetzen. In Österreich hängt der Umstieg auf den digitalen Führerschein auch deshalb noch in der Warteschlange, weil zuvor noch die Umstellung von der Handy-Signatur auf die ID Austria vollzogen werden muss. (red, 6.8.2022)