Staubsaugerroboter zeichnen sehr genau auf, wo sie fahren und wann sie sich in der Wohnung bewegen dürfen.

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Amazon hat bestätigt, die US-Firma iRobot zu kaufen, die unter anderem mit dem Roboterstaubsauger Roomba bekannt wurden. Für 1,7 Milliarden Dollar, die offenbar vollständig als Bargeld-Deal ausgezahlt werden, kauft sich der Online-Riese damit ein weiteres Standbein im Bereich Smart-Devices, das zahlreiche Daten über die Nutzer sammelt.

Staub- und Datensammler

Die Roboter von iRobot machen nicht nur die Wohnung im Idealfall etwas sauberer, nein, sie sammeln auch fleißig Daten über die Räume, die sie durchqueren. Die Lage der Küche und anderer Räume etwa oder wenn ein Arbeitszimmer in ein Kinderzimmer umgebaut wird. Selbst, wenn ein neuer Teppich verlegt wird, kann das die Software der Staubsaug-Roboter erkennen. Durch die Programmierung der Besitzer, weiß die Firma viel über das Verhalten, die Nutzung der Räume und den Tagesablauf. Dieses Wissen ist für Amazon natürlich Gold wert – oder eben die bereits erwähnten 1,7 Milliarden Dollar.

Damit ergänzt der US-Konzern den Datensatz, den sie etwa durch ihre smarten Lautsprecher erhalten, die sich in immer mehr Wohnungen finden. Zusammen mit dem täglich eingestellten Fahrplan eines Staubsaugers, zeichnet das mit Sicherheit ein sehr komplexes Bild eines Haushalts, was das Ausspielen der passenden Werbung noch einfacher macht.

Neben der ständigen Aktualisierung der Wohnfläche, hat iRobot mit dem Modell j7 angefangen, Front-Kameras an ihren Geräten anzubringen. Diese KI-gestützte Kamera hat laut ersten Analysen bereits rund 43 Millionen Objekte in Wohnungen erkannt und die Information an iRobot geschickt. Davor waren Kameras an den Robotern vor allem so angebracht, dass sie in Richtung Decke blicken, um die Navigation zu erleichtern.

Auch ob Kunden Gärten oder generell Grünanlagen besitzen, weiß Amazon mit dem Kauf von iRobot demnächst.
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Umgebungsintelligenz

Der Zeitpunkt für den Kauf scheint von Amazon gut überlegt zu sein. Nach Jahren des Erfolgs musste sich iRobot zuletzt mit sinkenden Verkaufszahlen auseinandersetzen, da die Konkurrenz auf dem Markt mittlerweile stärker geworden ist. In einer Reuters-Meldung wird Amazons Senior Vice President Dave Limp mit den Worten zitiert: "Wir glauben, dass in fünf bis zehn Jahren jeder Haushalt mindestens einen Roboter besitzt, der integraler Bestandteil des täglichen Lebens sein wird". iRobot CEO Colin Angle hatte bereits davor darauf hingewiesen, dass künftig wohl mehrere Geräte im Haushalt grenzenlos miteinander kommunizieren werden, bis sie am Ende sogar die Altenpflege übernehmen können.

Amazon nennt das auch "Umgebungsintelligenz" und bezeichnet damit eine Umgebung, wo Geräte durch Künstliche Intelligenz zusammenarbeiten, um mehr zu ermöglichen, als die einzelnen Komponenten jeweils für sich. In einem Interview mit "The Verge" erklärt Marja Kopmans, Alexa-Verantwortliche bei Amazon, mit einem einfachen Bild ihre Vision und den Grund, warum iRobot so wichtig für den Konzern ist.

"Es geht um Kontext," sagt sie. "Unsere KI versteht seit zehn Jahren den Satz ‚Geh in die Küche und hol mir ein Bier‘", aber wenn man nicht weiß, wo die Küche ist und wie ein Bier aussieht, bringe diese Information nichts. Mit dem Betriebssystem iRobot OS kauft sich Amazon diesen Kontext zu einem großen Teil ein.

Prüfung folgt

Die Bundesbehörde FTC möchte laut eigenen Aussagen den Deal noch begutachten, bevor er zu einem Abschluss kommt, da der Verdacht einer Monopolisierung bestünde. Der Forscher und Schriftsteller Ron Knox erklärt die Übernahme als die "gefährlichste, bedrohlichste Übernahme in der Amazon-Geschichte". Die Weitergabe von persönlichen Informationen einer Wohnung an einen so großen Online-Händler sei ein datenrechtlicher "Albtraum".

Mit iRobot hat Amazon nun bereits vier Smart-Home-Brands im Haus. Die Plattform Alexa in Verbindung mit den smarten Lautsprechern genannt Echo, die Sicherheitsfirma Ring, das Kamera-Unternehmen Blink und den Mesh Wi-Fi Pionier Eero. Diese Kombination ermöglicht Amazon tatsächlich künftig ein Smartes Zuhause zu bauen. Die damit verbundenen Möglichkeiten werden aber wohl auch in Zukunft immer mit Datenschutzbedenken verbunden sein. (aam, 6.8.2022)