Eigentlich müssten sie ja Tausendschön heißen, oder Paradiesvogel, aber beide Namen sind schon vergeben. Also sind die bunten Vögel nach ihrer Nahrung benannt: Bienenfresser (Merops apiaster). Was aber in Wahrheit nur einem Teil ihrer Speisekarte entspricht, denn sie verachten auch andere Insekten wie Wespen, Hummeln, Hornissen und Libellen nicht.
Bei uns kommen die tropisch anmutenden Zugvögel, deren Winterquartiere im weit entfernten südlichen Afrika liegen, vor allem in Ostösterreich vor. Wir halten regelmäßig in der Wachau in Niederösterreich sowie im nördlichen Burgenland Ausschau nach Kolonien. Am Ungerberg bei Weiden am See gibt es sogar ein Beobachtungshäuschen, in dem man Bienenfressern recht nahe kommen kann, ohne sie zu stören. Ein Fernglas ist trotzdem ein Muss, aber das haben Ornitho-Fans ohnehin immer dabei. In der einfachen Hütte ist auch Platz für Foto- oder Videostative.
Im Flug erbeutet
Es ist faszinierend zu beobachten, wie geschickt Bienenfresser ihre Snacks im Flug erbeuten. Insekten mit Stacheln werden geknetet und gegen Äste gedrückt, um das Gift herauszuquetschen. Um dabei quasi umzugreifen, werfen die Vögel die Beute in die Luft und fangen sie mit ihren langen, leicht nach unten gebogenen Schnäbeln wieder auf.
Die etwa Amsel-großen Bienenfresser bauen keine Nester auf Bäumen, sondern graben Bruthöhlen in Steilwände aus weichem Bodenmaterial. Uferböschungen sind dafür prädestiniert, doch mit der Regulierung von Flüssen wurde diese Lebensgrundlage buchstäblich zugemauert. In Österreich gelten Bienenfresser als gefährdet.
Jedes Jahr eine neue Bruthöhle
In Lösswänden, wie sie für heimische Weinbaugebiete typisch sind, brüten sie aber noch. Jedes Jahr wird eine neue Bruthöhle angelegt, die Wände erinnern an Schweizer Käse. In alten Tunneln nisten sich andere Vögel, etwa Dohlen, ein. Mitten in der Kolonie von Weiden am Neusiedler See haben sogar schon Turmfalken ihren Nachwuchs großgezogen. Alle Arten scheinen eine Art Burgfrieden geschlossen zu haben.
Im August können die bunten Bienenfresser noch beobachtet werden, dann heißt es: Bussi, baba, bis nächstes Jahr! (Michael Simoner, 10.8.2022)