Es gibt zumindest zwei sehr einleuchtende Argumente von Expertinnen, die für die Einrichtung einer eigenen Staatsanwaltschaft für Hass im Netz sprechen: Das ist zum einen der Umstand, dass dort Spezialistinnen säßen, die sich in der Szene auskennen, die Instrumente bedienen können, die zur Ausforschung von Tätern (sind meist Männer, aber nicht nur) notwendig sind, und die die Logik sozialer Medien begreifen. Zum anderen sollten diejenigen, die sich an diese Staatsanwaltschaft wenden, davon ausgehen können, dort ernst genommen und nicht abgeschasselt zu werden.

Freilich wäre es schön, wenn bei Polizei und Staatsanwaltschaft generell das technische Verständnis im Umgang mit dem Internet und eine gewisse Empathie für die Opfer von Hate-Crime vorhanden wären. Davon kann man aber nicht ausgehen. Daher macht es Sinn, diese Kompetenzen in einer spezialisierten Behördenstelle zu sammeln.

Nicht erst seit dem Fall Kellermayr ist Hass im Internet ein Riesenthema, das uns zu überrollen droht.
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Der Hass im Internet ist ein Riesenthema, das uns zu überrollen droht. Darauf müssen wir als Gesellschaft, als teilnehmende Konsumentinnen und Kommunikatoren reagieren, da müssen sich auch die Medien mit ihren Onlineforen mehr überlegen. Eine kompetente Strafverfolgungsbehörde könnte nicht nur effizient mutmaßliche Täterinnen und Täter ausforschen, sondern hätte im Idealfall auch präventive Wirkung. Die Angst vor Strafverfolgung ließe manche doch etwas sorgsamer im Verfassen ihrer Botschaften werden. (Michael Völker, 7.8.2022)