Die "Schule am See" in Hard in Vorarlberg, in der in der Volks- und der Mittelschule gemeinsam gelernt und gelebt wird, war die erste Preisträgerin des österreichischen Staatspreises für besonders innovative und zukunftsträchtige Schulen.

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Wien – Im "Topf" liegen auch heuer wieder 100.000 Euro: 50.000 Euro davon gehen an die Siegerschule, je 10.000 Euro an fünf weitere ausgezeichnete Schulen. Nach der Premiere im Schuljahr 2020/21, das ganz im Zeichen der Pandemie stand, werden das Bildungsministerium und die Innovationsstiftung für Bildung (ISB) erneut herausragende Schulen auszeichnen. Bewerbungen können ab September online eingereicht werden.

Ein Ziel des alle zwei Jahre vergebenen Preises ist künftig auch eine stärkere Multiplikatorenfunktion der ausgezeichneten Schulen. Sie sollen nach dem jetzigen Durchgang als "Best-Practice-Beispiele" stärker mit anderen Schulen vernetzt werden, um Lernmöglichkeiten innerhalb des Schulsystems zu ermöglichen.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sagte zur bevorstehenden zweiten Runde der höchsten Auszeichnung im österreichischen Bildungswesen: "Der Preis setzt einen zentralen Impuls für die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht in Österreich und holt Leistung vor den Vorhang." Die Einreichungen aus dem ersten Durchgang hätten gezeigt, "welche Qualität wir an Österreichs Schulen haben, wie viele hochengagierte Schulleitungen und Lehrkräfte, die gemeinsam alles daransetzen, für unsere Kinder und Jugendlichen die bestmögliche Schule anzubieten – und diese auch laufend weiterzuentwickeln."

Ein Lerneffekt aus der ersten Runde des neuen Staatspreises, an der 191 Schulen aus ganz Österreich teilgenommen haben, ist, dass der Einreichprozess überarbeitet und der Aufwand für die einreichenden Schulen deutlich reduziert wurde.

Vorzeigeschulen ins Rampenlicht rücken

Der ISB-Vorstand und Geschäftsführer der OeAG-Agentur für Bildung und Internationalisierung, Jakob Calice, beschreibt die Erfolgskriterien der besten Schulen und deren Vorbildwirkung im Rahmen des Staatspreises für innovative Schulen so: "In Österreich gibt es viele Schulen, die die Spielräume der autonomen Schulgestaltung jetzt schon innovativ nutzen; indem sie Wert legen auf eine positive Schul- und Feedbackkultur oder etwa die starke Vernetzung mit außerschulischen Partnern im Umfeld. Mit dem Staatspreis wollen wir diese Vorzeigeschulen ins Rampenlicht rücken, um zu zeigen, was alles in den unseren Schulen umgesetzt wird."

Einreichen können alle öffentlichen und privaten Schulen jedes Schultyps Österreichs. Die Preisträger des ersten Durchgangs müssen dreimal aussetzen, ehe sie sich mit einem besonders innovativen Modell wieder bewerben können. Der erste Staatspreis – und damit 50.000 Euro – für ein besonders innovatives, zukunftsträchtiges Schulmodell ging im Vorjahr an die unter dem Namen "Schule am See" bekannte Mittel- und Volksschule Hard in Vorarlberg. Die fünf weiteren Finalistinnen erhielten je 10.000 Euro: die Graz International Bilingual School (Steiermark), die HAK/HAS Lustenau (Vorarlberg), die HTL Wolfsberg (Kärnten), die Mittelschule Währing Schop 79 (Wien) und die Volksschule Gratwein (Steiermark).

Schulen, die Anerkennungspreise erhalten haben, "dürfen und sollen einreichen". In der ersten Runde waren das vier Schulen: die Österreichische Auslandsschule Liechtenstein, die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (Bafep) De La Salle (Wien), die Musik- und Informatikmittelschule Wendstattgasse (MIM) (Wien) und die Wirtschaftsakademie Waldviertel (NÖ).

Lebensraum Schule

Die Qualitätskriterien, die zur Bewertung herangezogen werden, sind die Unterrichtsqualität (Lernen und innovatives Lehren), der Lebensraum Klasse und Schule (Schulkultur), das Qualitätsmanagement (Schule als lernende Organisation), Ergebnisse und Wirkungen sowie Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen.

Das Auswahlverfahren sieht einen mehrstufigen Prozess vor. Eine Vorjury besteht aus Tandems mit Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsdirektionen sowie aus der OeAD. Die Hauptjury ist aus internen und externen Mitgliedern zusammengesetzt: vier Sektionsleitungen des Bildungsministeriums, OeAD-Vorstand Calice, Bildungsforscher Michael Schratz (Universität Innsbruck), Bildungsforscherin Barbara Zuliani (Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz), eine Bildungsjournalistin oder ein Bildungsjournalist – und, neu 2022/23: Studierende sollen eingebunden werden.

Der Auswahlprozess wurde etwas adaptiert: Zuerst reicht ein kurzer Einreichbogen, dann wählt die Vorjury 50 Schulen aus, die eingeladen werden, einen langen Einreichbogen auszufüllen, aus diesen Schulen wählt die Vorjury 20, aus denen die Hauptjury dann die zehn besten Schulen herausfiltert. Diese werden – so wie im Pandemiejahr – "virtuell" besucht. Dabei finden Gespräche mit den Schulleitungsteams, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Erziehungsberechtigten und externen Kooperationspartnerinnen statt. Basierend auf diesen Einreichungen und virtuellen Schulbesuchen wählt die Hauptjury schließlich die Siegerschule, die zweiten Plätze und etwaige Anerkennungspreisträgerinnen aus. Im Oktober 2023 findet die Verleihung der Preise an die besten Schulen Österreichs statt. (Lisa Nimmervoll, 8.8.2022)