Pornhub steht seit Ende 2020 verstärkt in der Kritik.

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Die schweren Vorwürfe gegen Pornhub, erstmals erhoben im Dezember 2020, ziehen noch immer Folgen nach sich. In einer Kolumne warf die "New York Times" der Pornoplattform damals vor, auch an Videos zu verdienen, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. Visa und Mastercard reagierten rasch mit einem Rückzug – allerdings nur teilweise. Bis vor kurzem wickelten die Konzerne weiterhin die Bezahlung von Werbeanzeigen auf der Webseite ab, berichtet Netzpolitik.org. Damit ist nun Schluss.

Der Schritt folgt einer US-Klage von mehr als 30 Frauen, in der Visa als mitschuldig gelistet wird. In dieser wird argumentiert, dass der Pornhub-Mutterkonzern Mindgeek ein "klassisches kriminelles Unternehmen" betreibe und Visa von den Missbrauchsinhalten gewusst habe. Mindgeek betreibt mehr als 100 Pornoseiten, darunter Xtube, Youporn und Redtube.

Schwere Vorwürfe

In einer Presseaussendung der Anwaltskanzlei der Klägerinnen wird den Betreibern der Webseite im Detail vorgeworfen, wissentlich von Videos profitiert zu haben, "die Vergewaltigung, sexuelle Ausbeutung von Kindern, Rachepornos, Menschenhandel und andere nicht einvernehmliche sexuelle Inhalte zeigen".

Ende Juli wurde die Klage nun von einem kalifornischen Gericht zugelassen. Kurz darauf gab Visa-CEO Alfred Kelly in einer Stellungnahme bekannt, dass das Unternehmen "die Nutzung unseres Dienstes für illegale Aktivitäten nicht" akzeptiere. Weiters betont er, dass das Unternehmen Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung und sexuellen Missbrauch verurteile. Die eigenen Regeln würden zudem "ausdrücklich und unmissverständlich" verbieten, dass die Produkte für die Bezahlung entsprechender Inhalte genutzt werden.

Deshalb, so der CEO, habe sich Visa nun dazu entschieden, auch Trafficjunky von den eigenen Dienstleistungen auszuschließen. Dabei handelt es sich um Pornhubs Werbesparte. Ab sofort können Visa-Kreditkarten also nicht mehr genutzt werden, um Werbung auf Pornhub oder anderen mit Mindgeek in Verbindung stehenden Webseiten zu kaufen, heißt es im Statement weiter.

"Außerhalb unserer Wahrnehmung"

Mastercard folgte diesem Schritt am selben Tag. In einem Statement gegenüber "Gizmodo" erklärt das Unternehmen: "Neue Fakten aus dem Gerichtsurteil von letzter Woche haben uns auf Werbeeinnahmen aufmerksam gemacht, die außerhalb unserer Wahrnehmung lagen und Pornhub indirekt zu finanzieren scheinen." Indem auch Werbezahlungen eingestellt werden, würde man die Entscheidung, sich von Pornhub zurückzuziehen, nochmals unterstreichen. (red, 8.8.2022)