Anton Mattle steht sehr alleine an der Spitze der Tiroler Volkspartei, die nun als Liste auch seinen Namen trägt.

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Innsbruck – Am Montag hat der Tiroler VP-Spitzenkandidat Anton Mattle sein "junges, dynamisches Team für die kommende Landtagswahl" vorgestellt. Überraschungen blieben dabei aus. Mattle und die Tiroler Volkspartei setzen auf altbekannte Persönlichkeiten. Schließlich will man bei aller Jugend und Dynamik "keine Experimente" eingehen. Die Umfragewerte sind nach wie vor desaströs und liegen teils schon unter 30 Prozent.

Daher liest sich die Liste wie ein Who's who der Tiroler VP: Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann kandidiert auf Platz zwei, gefolgt vom designierten AAB-Landesobmann Dominik Mainusch. Auf Platz vier wird die Landtagsvizepräsidentin und Obfrau der Jungen Volkspartei, Sophia Kircher, aufscheinen, hinter ihr Tourismussprecher Mario Gerber und auf dem sechsten Platz Gesundheitslandesrätin Annette Leja.

Fehlende Bekanntheit

Während bei der Listenerstellung Überraschungen fehlten, sorgte die Namensgebung der VP für Aufsehen. Denn auf dem Stimmzettel wird man als Kurzbezeichnung nur mehr "MATTLE" finden. Der Parteiname kommt erst in der Langform des Listennamens "Anton Mattle Tiroler Volkspartei" vor. Man setzt also alles auf die Person Mattles. Aus Sicht der ÖVP birgt diese Entscheidung durchaus Risiken, denn ihr Spitzenkandidat hinkt beim Bekanntheitsgrad Mitbewerbern wie SPÖ-Chef Georg Dornauer oder auch FPÖ-Chef Markus Abwerzger hinterher, wie Umfragen zeigen.

Damit sich das ändert, tourt Mattle derzeit vor allem im Unterland durch die Dörfer. Denn gerade östlich von Innsbruck kennt die breite Masse den langjährigen Galtürer Bürgermeister und amtierenden Wirtschaftslandesrat weniger gut als im Oberland, wo er bei der vergangenen Landtagswahl zum Vorzugsstimmenkaiser wurde. So war Mattle etwa jüngst beim Baden in Kramsach und ähnlichen vermeintlich privaten Terminen gesichtet worden, die offensichtlich darauf abzielen, seine Bekanntheit zu steigern.

Wahlkampf ohne Kanzler-Hilfe

Neben der Zuspitzung auf die Person Mattles zeugt die Namensgebung der Tiroler VP auch von einer gewissen Abgrenzung gegenüber der Bundespartei. Man wolle den Wahlkampf "sehr selbstständig führen", umschrieb Mattle die mehr oder weniger deutliche Absage an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) als Wahlkampfhelfer. Der letzte Auftritt des Kanzlers in Tirol, beim VP-Landesparteitag im Juli, ist noch vielen in schlechter Erinnerung. Nehammer sorgte dort mit seinem "Alkohol und Psychopharmaka"-Sager für Negativschlagzeilen. Auf derartige Hilfe verzichtet man in Tirol gern, und auch von der skandalgebeutelten Bundespartei erwartet man sich wenig Strahlkraft, wie es scheint.

Bei den politischen Mitbewerbern sorgt die Umbenennung für Spott und Häme. Und die ÖVP hat in der Wahlbehörde, die am Mittwoch darüber entscheidet, ob sie unter neuem Namen auf Platz eins antreten darf oder als neue Liste am Ende gereiht wird, keine Mehrheit – die VP hält fünf Sitze, die SPÖ zwei, Grüne und FPÖ je einen plus drei weitere durch Richter besetzt. Gebi Mair, Spitzenkandidat der Grünen, seit 2013 Koalitionspartner der ÖVP, ärgert sich über die Debatte: "Die Menschen haben aktuell ganz andere Sorgen und Probleme, als das Versteckspiel der ÖVP mit ihrem Namen." Er hofft auf eine klare Entscheidung der Wahlbehörde, damit keine Wiederholung oder Anfechtung drohe. Liste-Fritz-Frontfrau Andrea Haselwanter-Schneider will ebenfalls sichergehen, dass keine Wiederholung droht.

FPÖ-Chef Abwerzger spricht von "Wählertäuschung" und will sich das "ganz genau ansehen". Er verweist auf den vom roten Spitzenkandidaten Dornauer angerufenen Verfassungsjuristen Heinz Mayer, den die SPÖ um seine Einschätzung zur Umbenennung bat. Neos-Spitzenkandidat Dominik Oberhofer kommentiert die Posse knapp: "Mir wurscht, wie die ÖVP in Tirol heißt. Die müssen brutal verzweifelt sein, wenn sie mit so was nach Aufmerksamkeit heischen." (Steffen Arora, 8.8.2022)