Seoul – In Südkorea sind nach sintflutartigen Regenfällen mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. In Teilen der Hauptstadt Seoul verzeichneten Meteorologen sogar die höchsten Niederschlagsmengen seit Jahrzehnten. Hunderte Gebäude wurden beschädigt, die Stromversorgung brach teilweise zusammen, Erdrutsche wurden ausgelöst und Straßen überschwemmt, wie die Behörden am Dienstag mitteilten. Hunderte Menschen mussten aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden.

Ein Passant watet in Seoul durch die Fluten.
Foto: Reuters / Yonhap News

Die Katastrophenschutzzentrale rief die höchste Alarmstufe aus. Der Wetterdienst KMA gab eine Warnung für den Großraum Seoul mit seinen 26 Millionen Bewohnern sowie für Teile nahe gelegener Provinzen aus. Es wurde damit gerechnet, dass der Starkregen im Landeszentrum noch bis mindestens Mittwoch anhält.

Verletzte und Vermisste

Mindestens neun Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt, sieben weitere wurden vermisst. Zahlreiche Betroffene wurden in Schulen, Turnhallen und anderen Gemeindeeinrichtungen untergebracht. Die 31-jährige Büroangestellte Lim Na Kyung schilderte der Nachrichtenagentur Reuters, wie das Wasser am Montagabend in das Gebäude eindrang, in dem sie sich aufhielt. Sie sei sich vorgekommen wie in dem Film "Titanic" von 1997. "Ich musste immer höher und höher gehen, weil das Gebäude in rasantem Tempo unterging", sagte die zweifache Mutter. Sie sei mit 40 anderen Menschen festgesessen. Die Nacht habe sie schließlich in einem Pilates-Zentrum im vierten Stock verbracht.

Land unter in der südkoreanischen Hauptstadt.
Foto: Reuters / Yonhap

Obwohl es in Südkorea im Sommer häufig zu heftigen Regenfällen kommt, seien ein solch starker Anstieg der Niederschläge und häufige sintflutartige Regenfälle nicht ohne den Klimawandel zu erklären, sagte ein Vertreter des Wetterdienstes, der namentlich nicht genannt werden wollte. Das Phänomen trete aufgrund der durch die Erderwärmung verursachten längeren Sommer immer häufiger auf.

Zerstörungen nach der Flut in Seoul.
Foto: APA / AFP / Jung Yeon-je

Starkregenwarnung auch in Nordkorea

Seit Montag wurde die Hauptstadtregion von heftigen Niederschlägen heimgesucht. Das Wetteramt kündigte weiteren starken Regen an. Im südlichen Seouler Stadtbezirk Dongjak wurde die größte Niederschlagsmenge seit 80 Jahren gemessen, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Wetteramt berichtete. An einem Punkt seien dort mehr als 141 Liter Regen pro Quadratmeter und Stunde gefallen. Präsident Yoon Suk Yeol wies die Behörden an, Menschen aus Gebieten in Sicherheit zu bringen, die am stärksten von den Wassermengen gefährdet seien.

Auch Nordkorea gab am Dienstag eine Starkregenwarnung heraus. Die Warnung betrifft laut nordkoreanischen Rundfunkberichten die südlichen Landesteile. Berichte über Schäden in dem weithin abgeschotteten Land lagen nicht vor. (APA, red, 9.8.2022)