Zu einer weiteren Geldstrafe verurteilt: Marina Owsjannikowa.

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Moskau/Kiew – Die durch ihren Live-Protest gegen den russischen Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist von einem Moskauer Gericht zu einer weiteren Geldstrafe verurteilt worden. Die Strafe in Höhe von 40.000 Rubel (rund 645 Euro) sei damit begründet worden, dass sie die russische Armee "diskreditiert" habe, teilte Owsjannikowa am Montag auf Telegram mit.

DER STANDARD

Die Strafe beziehe sich auf eine Facebook-Botschaft, ergänzte ihr Anwalt Dmitri Sachwatow. Die Journalistin kritisiert offen und heftig den russischen Militäreinsatz in der Ukraine. Deshalb ist sie bereits wiederholt zu Geldstrafen verurteilt worden. Bisher haben die russischen Behörden aber keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen die zweifache Mutter eingeleitet. Das könne sich aber noch ändern, sagte Owsjannikowas Anwalt der Nachrichtenagentur AFP. Strafrechtliche Ermittlungen könnten zu einer deutlich härteren Verurteilung führen als die bisherigen Geldstrafen.

Protestplakat in die Kamera gehalten

International bekannt geworden war Owsjannikowa, als sie am 14. März während einer Live-Sendung hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht war und ein Protestplakat in die Kamera gehalten hatte. Nach der Aktion kam sie kurz in Polizeigewahrsam, wurde aber lediglich zu einer Geldstrafe verurteilt und wieder freigelassen.

Danach verbrachte die Journalistin mehrere Monate im Ausland und arbeitete unter anderem kurzzeitig für die deutsche Zeitung "Die Welt". Später gab sie ihre Rückkehr nach Russland bekannt, wo sie einen Sorgerechtsstreit um ihre beiden Kinder beilegen wolle.

Im Juli wurde Owsjannikowa dann erneut kurzzeitig festgenommen, nachdem sie allein in der Nähe des Kreml demonstriert hatte. Dabei hielt sie ein Schild hoch, auf dem sie den Militäreinsatz in der Ukraine und Präsident Wladimir Putin kritisierte.

Seit Beginn der Militäroffensive am 24. Februar haben die russischen Behörden ihr Vorgehen gegen Regierungskritiker verstärkt. Nach einem neuen Gesetz drohen bei der Verbreitung von Informationen über das Militär, die von den Behörden als falsch eingestuft werden, bis zu 15 Jahre Haft. (APA, AFP, 9.8.2022)