Eine der Fernkältezentralen von Wien Energie am Schottenring: Auf rund 6,0 Grad Celsius gekühltes Wasser wird über große Rohrleitungen zu den Kunden geführt, mit 16 Grad kommt das Wasser zurück und wird wieder abgekühlt.

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Wenig überraschend stehen auch bei der Fernkälte, also der Kühlung hauptsächlich von öffentlichen Gebäuden und Büros, Preiserhöhungen an. Wie hoch diese ausfallen werden, will Alexander Wallisch, Bereichssprecher Fernwärme im Fachverband Gas Wärme und hauptberuflich bei Wien Energie beschäftigt, nicht sagen. Das hänge im Einzelfall von den Strom- und Wärmekosten ab, die indexiert seien und bei Überschreiten schlagend würden.

Anders als die Fernwärme, die sich beispielsweise in Wien ab September um 92 Prozent verteuert, ist Fernkälte aufgrund der hautsächlichen Nutzung im Sommer weniger stark von teurem Gas abhängig, das bei der Fernwärme mit gut 60 Prozent zu Buche schlägt.

Fernkälte bleibe jedenfalls trotz notweniger Preisanhebungen konkurrenzfähig, sagte Wallisch in einer Pressekonferenz am Dienstag, an der auch Gerhard Fida, Obmannstellvertreter des Fachverbands Gas Wärme und Geschäftsführer der Wiener Netze GmbH, sowie Erwin Smolle, Vorstand der Stadtwerke Klagenfurt, teilnahmen.

Umweltfreundliche Alternative

Als umweltfreundliche Alternative zur Einzelklimatisierung helfe Fernkälte nicht nur, Energie, sondern auch CO2 zu sparen. Auf etwa 6,0 Grad abgekühltes Wasser wird dabei in deutlich größeren Rohren, als dies bei Fernwärme notwendig ist, in Gebäude geleitet und in der Übergabestation auf die gewünschte Temperatur gebracht. Mit etwa 16 Grad fließt das Wasser zur neuerlichen Abkühlung zurück. Die Erzeugung der Fernkälte erfolgt großteils in Absorptionskältemaschinen, die Abwärme aus der Industrie, Müllverbrennung und fallweise auch von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen nutzen. Einzelne Objekte wie der Wiener Hauptbahnhof werden dezentral mithilfe von Strom gekühlt.

Im Fokus stehen sowohl in Wien als auch in anderen Ballungsräumen Hotels, Bürogebäude und insgesamt Objekte mit hohem Kältebedarf, Privatwohnungen aufgrund der Wirtschaftlichkeit eher nicht. Der Fernkälteabsatz ist im Vorjahr in Österreich um 4,3 Prozent gestiegen, das Fernkältenetz ist um 28,5 Prozent gewachsen und liegt nun bei etwa 32 Kilometern. 24 Kilometer Rohre sind in der Bundeshaupt vergraben. Wien will bis 2027 weitere 90 Millionen Euro in den Ausbau des Netzes investieren und macht das zurzeit in der Gegend des Schwarzenbergplatzes.

Krankenhaus als Taktgeber in Kärnten

Nach Wien, Linz, St. Pölten und einigen Krankenhausstandorten in Niederösterreich will kommendes Jahr auch Klagenfurt erste Schritte in Sachen Fernkälte wagen. Auch dort ist das Krankenhaus der Taktgeber, da zu einem 20-jährigen Abnahmevertrag bereit, wie Smolle, Chef der Klagenfurter Stadtwerke, sagte. Aufgrund der regen Bautätigkeit unweit der Klagenfurter Fernkältezentale sei man auch mit anderen Abnehmern, unter anderem Versicherungen, im Gespräch. Andere Städte würden folgen. (Günther Strobl, 9.8.2022)