800 Kilogramm ist der Belugawal schwer. Die Rettung gestaltete sich schwierig, den Transport hat das Tier nicht überlebt.

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Rennes – Der in einer dramatischen Rettungsaktion aus der Seine befreite Belugawal ist verstorben. Das vier Meter lange und etwa 800 Kilogramm schwere Tier habe während seines Rettungstransports in einem Kühllastwagen Atemschwierigkeiten bekommen. Daraufhin sei es eingeschläfert worden, erklärten die Tierretter. Zuvor war der Meeressäuger mit einem Netz und einem Kran aus einer Schleuse in Nordfrankreich gehoben worden.

Aufwendige Rettungsaktion

Die aufwendige Rettungsaktion in der Gemeinde Saint-Pierre-la-Garenne in der Normandie, an der auch 24 Taucher beteiligt waren, hatte am Dienstagabend begonnen. Es dauerte rund sechs Stunden, bis der Belugawal eingefangen und aus dem Wasser gehoben werden konnte. Er wurde dann zunächst auf einem Frachtkahn abgelegt, wo er von Tierärzten versorgt wurde.

"Nach langen Stunden der Vorbereitung und Mühen wurde der Beluga aus dem Wasser geholt", schrieb die Organisation Sea Shepherd France Mittwochfrüh auf Twitter. Auf beigefügten Fotos war zu sehen, wie der Weißwal in einem von Stahlketten getragenen Netz über der Seine schwebte.

Tierärzte kümmerten sich nach dem Fang um das Tier.
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Nach der Rettungsaktion startete ein Kühllaster mit dem abgemagerten Belugalwal, um ihn ins rund 160 Kilometer entfernte Ouistreham am Ärmelkanal zu bringen. Im dortigen Hafen wurde ein Meerwasserbecken für ihn vorbereitet. Das Tier sollte dort drei Tage lang untersucht und gepflegt und dann ins offene Meer gebracht werden – "recht weit von der Küste entfernt", wie Dorliat-Pouzet noch vor dem Tod des Tieres sagte.

Schlechte Überlebenschancen

Die Überlebenschancen schätzten die Tierärzten zu diesem Zeitpunkt bereits als schlecht ein. Der männliche Wal sei "sehr untergewichtig" und habe "ein paar Wunden", sagte Dorliat-Pouzet. Die an der Rettungsaktion beteiligte Expertin Isabelle Brasseur vom Zoo Marineland in Südfrankreich erklärte, dass der Wal könne noch während des Transports oder an seinem Ziel in Ouistreham verenden könnte. So ist es letztlich auch passiert.

Nach Angaben der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd litt der Beluga unter schweren Verdauungsproblemen. Die Untersuchung habe ergeben, "dass er keine Verdauungsaktivität mehr hat, was erklärt, warum er nicht mehr frisst", erklärte Sea Shepherd auf Twitter. "Die Tierärzte werden versuchen, seine Verdauung wieder anzuregen, auch wenn wir die Ursache des Problems nicht kennen."

Der Belugawal war am Dienstag vergangener Woche erstmals in der Seine gesichtet worden und saß seit Freitag in der Schleuse in Saint-Pierre-La-Garenne rund 70 Kilometer vor Paris fest – 130 Kilometer von der Seine-Mündung am Ärmelkanal entfernt. In dem warmen Süßwasser hätte das Tier Experten zufolge nicht lange überleben können. Normalerweise leben Belugawale in arktischen Gewässern vor den Küsten Russlands, Alaskas und Kanadas. In den vergangenen Tagen waren mehrere Versuche, das geschwächte Tier zu füttern, erfolglos geblieben. Tierschützer entwickelten daher die Idee, den Meeressäuger aus dem Fluss zu ziehen und in ein Meerwasserbecken zu transportieren, um ihn aufzupäppeln und dann im Meer freizulassen. Das Interesse an der Rettungsaktion und die Spendenbereitschaft in Frankreich waren groß.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein großer Wal in den französischen Fluss verirrte: Im Mai verhungerte ein Orca nach wochenlanger Odyssee in der Seine, im Juli wurde mutmaßlich ein Finnwal in der Flussmündung bei Le Havre gesichtet. Es ist Experten zufolge allerdings erst das zweite Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein Belugawal seinen Weg nach Frankreich fand. Beim ersten Mal hatte ein Fischer im Jahr 1948 in der Loire-Mündung einen Wal in seinen Netzen entdeckt. (APA, 10.8.2022)