Der peruanische Präsidentenpalast, anlässlich des 199. Jubiläums der Unabhängigkeit geschmückt.

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Lima – Wegen Korruptions- und Geldwäschevorwürfen gegen die Schwägerin des peruanischen Staatschefs Pedro Castillo haben Staatsanwaltschaft und Polizei den Präsidentenpalast in Lima durchsucht. Der Polizeieinsatz, bei dem Yenifer Paredes am Dienstagabend gefasst werden sollte, dauerte rund vier Stunden; er blieb ergebnislos, teilte die Justiz mit. Die Staatsanwaltschaft hatte demnach angeordnet, "den Wohnbereich des Präsidentenpalasts" zu durchsuchen.

Noch nie in der Geschichte Perus war die Polizei in den Präsidentenpalast eingedrungen, um jemand Verdächtigen zu suchen. Paredes lebt mit Castillo und dessen Familie zusammen in der Präsidentenresidenz. Zeitgleich mit der Durchsuchung fanden in dem Fall weitere Polizeieinsätze an verschiedenen Orten der peruanischen Hauptstadt statt.

Fünf Verfahren gegen den Präsidenten

Mehrere Hauptverdächtige wurden festgenommen, darunter José Nenil Medina, der Bürgermeister einer Ortschaft in Castillos Heimatregion ist, sowie die Geschwister Hugo und Angie Espino, die als Unternehmer tätig sind. Ein Gericht genehmigte eine zehntägige Untersuchungshaft für die Verdächtigen, die alle am selben Korruptions- und Geldwäschenetzwerk beteiligt gewesen sein sollen.

Wegen des Korruptionsnetzwerks war Yenifer Paredes Mitte Juli bereits zu einer Zeugenaussage vorgeladen worden. Außerdem wurde sie aufgefordert, vor einem Kontrollausschuss des Parlaments auszusagen. Gegen Präsident Castillo selbst hat die Staatsanwaltschaft fünf Ermittlungsverfahren wegen Korruption eröffnet, was ebenfalls beispiellos in der Geschichte Perus ist. (APA, 10.8.2022)