Die Eisschilde der Alpen schmelzen rasant. In Gletscherskigebieten wird zum Teil versucht, das Schmelzen des Eises mit Planen aufzuhalten, so wie hier in Sölden im Jahr 2019.
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Die Gletscherschmelze in den Alpen hat alarmierende Ausmaße angenommen. Viele Gletscher waren noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen so früh eisfrei wie heuer. Mehr als 200 davon sind in den letzten 120 Jahren überhaupt verschwunden. Ausschlaggebend dafür sei die globale Erwärmung, wie es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des italienischen Umweltschutzverbands Legambiente heißt.

Von 17. August bis 3. September prüft nun die Umweltorganisation zusammen mit italienischen Glaziologen die Lage im Alpenbogen. Beobachtet wird der Zustand der Gletscher in fünf Etappen vom Aostatal bis Friaul-Julisch Venetien. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Marmolata-Gletscher geschenkt, an dem es Anfang Juli zu einem folgenschweren Unglück kam.

Rückkehr auf den Berg

"Etwas mehr als einen Monat nach der Tragödie kehren wir auf dem Marmolata-Berg zurück, um auf den Klimanotstand aufmerksam zu machen", sagt Giorgio Zampetti, Chef von Legambiente. "Mit unserer Gletscherkarawane wollen wir Daten und konkrete Elemente sammeln und die italienische Regierung aufzufordern, im Einklang mit dem Pariser Abkommen im Jahr 2040 das Ziel von null Treibhausgasemissionen zu erreichen." Dafür seien mutige Lösungen erforderlich, mahnt er in Richtung der Politik.

"Wir unternehmen eine dreiwöchige Reise und kehren zu vielen Gletschern zurück, die wir bereits vor zwei Jahren besucht hatten", so Vanda Bonardo, Koordinatorin der Gletscherkampagne von Legambiente.

Vergleich mit historischen Daten

Die Gletscherkarawane der Organisation wird heuer zum zweiten Mal durchgeführt und will die Beobachtungen mit historischem Material vergleichen: Seit 1914 werden vom italienischen Glaziologischen Komitee Daten gesammelt, die nun helfen sollen, die Veränderungen besser zu verstehen.

Am 3. Juli kam es auf dem Gletscher des trentinischen Bergmassivs Marmolata zu einem Gletscherabbruch von ungewöhnlichem Ausmaß. Wegen des schönen Wetters an diesem Wochenende waren viele Menschen auf dem Berg unterwegs. Elf davon gerieten unter die Eismassen und starben. Vorhersagen lassen sich die auf den Klimawandel zurückgehenden Ereignisse nur schwer. (red, APA, 10.8.2022)