Immobilien bleiben bei Großinvestoren gefragt.

Foto: HO / Fakro

Wien – Die anziehende Inflation zwingt nicht nur Menschen im alltäglichen Leben zu einem finanziellen Umdenken oder Umschichten ihrer Finanzen. Auch institutionelle Investoren, zu denen auch Staatsfonds gehören, schichten aufgrund der aktuellen Lage ihre Assets um.

Eine Studie von Invesco zeigt, dass die Mehrheit der befragten Investoren (59 Prozent) ihre Portfolios in Erwartung weiterer Zinserhöhungen neu ausrichtet. Die Anleihenallokationen der Staatsfonds sind aufgrund der fehlenden Kapitalschutzfunktion seit mehreren Jahren rückläufig.

Aktien wenig gefragt

Anders als zuvor fließen die freien Mittel jedoch nicht mehr in Aktien. Stattdessen wird in alternative, außerbörsliche Anlagen investiert – vor allem Immobilien, Private Equity und Infrastruktur. Die meisten Befragten (71 Prozent) betrachten diese Vermögenswerte als effektive Instrumente der Inflationsabsicherung, zeigt die "Invesco Global Sovereign Asset Management Study", die Invesco heuer zum zehnten Mal durchgeführt hat. Die Studie gibt einen Überblick über die Einschätzungen von 139 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 81 Staatsfonds und 58 Zentralbanken, die zusammen ein Vermögen von 23 Billionen US-Dollar verwalten.

Bedenken gibt es laut der Studie in Bezug auf die Bewertungen, die durch die Kapitalströme und angebotsseitige Faktoren in die Höhe getrieben werden. Trotzdem ist der Anteil außerbörslicher Anlagen an den Portfolios von Staatsfonds mit durchschnittlich 22 Prozent so hoch wie nie zuvor. Bei den größeren Fonds (mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 100 Mrd. Dollar) beträgt er sogar 27 Prozent. Insgesamt besitzen Staatsfonds aktuell Private-Markets-Anlagen im Wert von 719 Mrd. Dollar – 2011 waren es noch 205 Mrd. Dollar.

Skepsis gegenüber China

Anfang 2022 hielten viele Staatsfonds die europäischen Märkte für interessant, vor allem im Vergleich zum US-Markt. Das hat sich mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine verändert, da befürchtet wurde, dass dieser Konflikt zu einem höheren Inflationsdruck und schwächerem Wachstum führen und so das Risiko einer Stagflation erhöhen könnte. Am ehesten verringern wollen die Staatsfonds ihr Engagement in den europäischen Industrie- und Schwellenländern. Dagegen sind Nordamerika und der Raum Asien-Pazifik die Regionen, die mit großer Wahrscheinlichkeit von höheren Allokationen profitieren werden.

China war bisher bei den Staatsfonds ein beliebter Investitionsort. Aktuell fallen die Meinungen jedoch durchwachsener aus. Die Mehrheit (52 Prozent) der Staatsfonds bezeichnet das Investmentumfeld in China als schwieriger als im Vorjahr. Einige Befragte sagten, dass Chinas Einbindung in den Welthandel und die globalen Märkte – insbesondere die wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den USA und China – die geopolitischen Risiken durch den Russland-Ukraine-Krieg mindern könnte.

Zögerlich zeigen sich Institutionelle bei digitalen Assets. Nur sieben Prozent der Staatsfonds sind darin veranlagt – größtenteils durch Investitionen in Blockchain-Unternehmen. (bpf, 10.8.2022)