Heiße Nachrichten aus der Filmwelt: Der US-amerikanische Altstar Steven Seagal, bekannt aus Action-Streifen wie "Alarmstufe: Rot" oder "Einsame Entscheidung", kehrt in die Branche zurück. Allerdings nicht als beinharter Held, sondern als Regisseur einer russischen Propaganda-Doku über das Kriegsgebiet Donbass.

Es ist nur der letzte Punkt in einer langen Reihe fragwürdiger Wendungen im Leben des 70-Jährigen aus Michigan. Der Durchbruch in Hollywood gelang dem Kampfsportexperten, der sieben Kinder aus vier Beziehungen hat, spät. Erst 1988 war er erstmals als Hauptdarsteller in "Nico" zu sehen. Seine Leistungen als Schauspieler, Regisseur und sogar Filmmusiker brachten ihm in den darauffolgenden 15 Jahren satte neun Nominierungen (bei einem Sieg) für den Negativpreis Goldene Himbeere ein. Mehr Wertschätzung erfuhr er von tibetischen Buddhisten, die ihn als Tulku, eine Reinkarnation eines Gelehrten aus dem 17. Jahrhundert, anerkannten.

Steven Seagal (re.), hier mit seinen Parteikollegen Sachar Prilepin (li.) und Sergej Mironow, gibt sich in den letzten Jahren gerne mit russischen Imperialisten ab.
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Weniger fromm: 2002 kamen seine Verbindungen zum organisierten Verbrechen ans Licht, nachdem Seagal eine Produktion mit Mafia-Beteiligung abgebrochen hatte und deshalb erpresst worden war. Letztlich sagte er sogar gegen die berüchtigte Gambino-Familie aus.

Später wandte Seagal seinen Blick immer mehr in Richtung Russland. 2014 gab er ein Konzert auf der frisch von Russland annektierten Halbinsel Krim, 2016 nahm er die russische Staatsbürgerschaft an. Immerhin: Russische Großeltern hat er.

Schulterschluss mit Imperialisten

Seitdem suchte Seagal, der zwischenzeitlich auch Repräsentant des russischen Außenministeriums war, immer weiter den Schulterschluss mit extremen russischen Imperialisten. 2020 war er bei der Gründung der Partei "Für die Wahrheit" des Schriftstellers Sachar Prilepin, der selbst an der Seite russischer Separatisten in der Ukraine gekämpft hat und von der Eroberung Kiews träumt, zugegen. Ein Jahr später trat er dann der Partei bei und kandidierte sogleich für die Staatsduma.

Von hier war es nur noch ein Katzensprung zur neuen Rolle als Regie-Ikone der russischen Imperialen. Am Dienstag reiste Seagal in die selbsternannte Volksrepublik Donezk, besichtigte das Gefängnis von Oleniwka, behauptete, die Ukraine habe dort mit Himars-Raketen ihre eigenen Soldaten ermordet, und konfrontierte ukrainische Kriegsgefangene laut russischen Medien mit "unangenehmen Fragen". Wie sich herausstellte, alles im Geiste gewissenhafter Arbeit an seinem neuesten Projekt. (Thomas Fritz Maier, 10.8.2022)