Noch ist unklar, wann die neuen Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten zugelassen sein werden.

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In Österreich ist die Corona-Auffrischungsimpfung, also der vierte Stich, nun bereits ab 60 Jahren empfohlen. Das Nationale Impfgremium (NIG) hat in seiner am Mittwoch aktualisierten Anwendungsempfehlung nämlich die Altersgrenze von zuletzt 65 Jahren nach unten gesetzt.

Denn es gebe mittlerweile neue wissenschaftliche Daten und epidemiologische Analysen, die gezeigt hätten, dass die Altersgruppe über 60 ein deutlich höheres Risiko habe, nach einer Corona-Infektion schwere Symptome zu entwickeln, sagte Maria Paulke-Korinek, die Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium, am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal". Österreich folgt damit den Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelbehörde und des European Centre for Disease Prevention and Control.

EMA überprüft Impfstoff gegen Omikron

Auch viele über 60-Jährige wollen allerdings lieber auf den Herbst und damit auf die an die neuen Corona-Varianten angepassten Impfstoffe warten, die dann verfügbar sein sollen. Das sei zwar gut nachvollziehbar, sagt Paulke-Korinek. Die aktuell verfügbaren Impfstoffe seien aber weiter hocheffektiv in der Vermeidung von Spitalsaufenthalten, Komplikationen und schweren Krankheitsverläufen. Zudem sei nicht klar, wann genau die neuen Impfstoffe zugelassen und tatsächlich verfügbar sein werden.

Die EMA hat in dieser Woche mit der Überprüfung eines neuen Impfstoffs von Biontech/Pfizer begonnen, der bereits an die Omikron-Variante angepasst ist. Er soll auch gegen die aktuell vorherrschenden Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen. Der Zulassungsantrag für an die frühere Variante BA.1 angepassten Booster ist bereits abgeschlossen. Es ist aber unklar, ob diese Auffrischung auch gegen jene Varianten hilft, die im Herbst vorherrschend sein werden. Das sei "die große Unbekannte", sagt Paulke-Korinek.

Gesunden Personen unter 60 Jahren ohne bestimmte Vorerkrankungen und Risikofaktoren ist eine Auffrischungsimpfung laut Anwendungsempfehlung weiterhin "nicht allgemein empfohlen". Auf persönlichen Wunsch soll aber auch diesen Personen der Booster nicht vorenthalten werden. Wer etwa verreist oder sich in Risikosituationen mit vielen Menschen begibt, kann sich auch jetzt schon den vierten Stich holen. (Martin Tschiderer, 11.8.2022)