Diese Patientin im vergleichsweise gut aufgestellten Südafrika erhält eine Impfung gegen Sars-CoV-2.

Foto: AP Photo/Shiraaz Mohamed

Allzu lang ist die Liste der guten Nachrichten nicht dieser Tage – nun kommt eine ebensolche Botschaft ausgerechnet aus Afrika, dem ärmsten Kontinent. Und wie es manchmal so ist, gehen gute Nachrichten auch gerne einmal unter: Schon vor einer Woche meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Bericht, dass die Lebenserwartung in Afrika in den vergangenen zwei Jahrzehnten um ganze zehn Jahre gestiegen sei.

Vor allem was die "gesunden Lebensjahre" betrifft, also jene Zeit, die ein Mensch von seiner Geburt an in Gesundheit lebt, liegen die 47 Länder Afrikas damit an der Spitze der Aufsteiger weltweit. Während diese weltweit bei 64 Jahren liegt, beträgt sie in Afrika 56 – zehn Jahre mehr als vor der Jahrtausendwende.

Der wohl wichtigste Grund dafür findet sich in dem Umstand, dass heute weit mehr Menschen in Afrika Zugang zu medizinischer Grundversorgung haben als noch im Jahr 2000 – von 24 Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent im Jahr 2019, wie die WHO vorrechnet. Matshidiso Moeti, die Regionaldirektorin der Organisation, erklärte bei der Vorstellung des Berichts vergangene Woche, dass dies von der Entschlossenheit der Region zeuge, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.

"Gesünder und länger"

"Die Menschen in Afrika leben heute gesünder und länger, sie sind weniger bedroht durch Infektionskrankheiten und haben einen besseren Zugang zu Pflege- und Präventionsdienstleistungen", sagte sie. Beispiele dafür seien die medizinische Betreuung von Müttern und ihren Kindern, aber auch die teils erfolgreiche Bekämpfung von HIV, Malaria und Tuberkulose, die gerade in Afrika noch immer viele Opfer fordern.

Sorgen bereitet den WHO-Fachleuten freilich – neben der im globalen Vergleich noch immer relativ niedrigen Zahl an gesunden Lebensjahren – die höchst unterschiedliche Situation auf dem riesigen Kontinent: In Lesotho etwa, einem Kleinstaat im Süden, liegt sie bei 45 und hat sich seit 2000 kaum verändert, in Äthiopien im Osten hingegen ist die Lebenserwartung in Gesundheit um ganze 15 Jahre gestiegen – von 45 auf 60. Insgesamt sind die Unterschiede aber kleiner geworden.

Corona gefährdet Fortschritte

Fest steht zudem, dass die Corona-Pandemie, die auch Afrika betrifft, die Situation nicht eben leichter gemacht hat, im Gegenteil: Die veröffentlichten Zahlen stammen noch aus dem Jahr 2019, bevor Sars-CoV-2 die ohnehin fragilen Gesundheitssysteme in Afrika verheerte. Laut einem kürzlich veröffentlichten Uno-Bericht sank die Lebenserwartung in Gesundheit Afrika-weit von 2020 auf 2021 wieder um ein Jahr. (flon, 11.8.2022)