Insgesamt werden 16 Vorhaben unterstützt.

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Graz – Unter einem "UFO" versteht man landläufig unbekannte Flugobjekte. In der Steiermark verbirgt sich dahinter aber ein neues Förderinstrument für unkonventionelle Forschung. Das Wissenschaftsressort des Landes unterstützt damit 16 Forschungsvorhaben mit insgesamt 1,5 Millionen Euro. Die Projekte reichen von der Emotionsregulation von Frauen und Implantaten zur Chemotherapie bis zur "Hausapotheke" der Tausendfüßer.

Die Behandlungsmöglichkeiten eines Gehirntumors sind heute noch immer limitiert. Linda Waldherr von der Medizinischen Uni Graz forscht daher beispielsweise an effizienteren Alternativen bei der Therapie. Eine neue Implantattechnologie (ELPHI) soll die präzise lokale Verabreichung von Chemotherapeutika direkt in den Tumor ermöglichen. "Damit ebnen wir einen neuen Weg, um das Wachstum von Hirntumoren effizient zu stoppen und die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern", führte Waldherr vom Lehrstuhl Biophysik des Gottfried-Schatz-Forschungszentrums aus.

Diabetes und Schwangerschaft

Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann bei schwangeren Diabetikerinnen zu Komplikationen in der Schwangerschaft und danach führen. Biowissenschafter und Sportmedizinerinnen der Universität Graz sind überzeugt, dass die Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft mit körperlicher Aktivität verbessert und damit auch negative Folgen verhindert werden können. Die von Pedro P. Acosta Manzano vom Institut für Bewegungswissenschaften beantragte Studie (MERIT1D) untersucht, zu welchem Zeitpunkt – vor oder nach dem Mittagessen – körperliche Aktivität am wirksamsten ist.

Frauen haben großes Interesse an "True Crime", also realen, morbiden Kriminalfällen im TV, in Büchern oder Podcasts. Corinna Perchtold-Stefan von der Karl-Franzens-Universität untersucht in einer ersten großangelegten Studie, ob das Erleben von kontrolliertem "Horror" und insbesondere der Konsum von "True Crime" eine kreative und alltagstaugliche Strategie sein könnte, um die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Angst und Bedrohungen zu trainieren.

Tausendfüßer als Medizin

Am Institut für Biologie der Uni Graz setzt sich Michaela Bodner wiederum mit Tausendfüßern auseinander. Sie besitzen wohl eines der auffälligsten chemischen Verteidigungssysteme im Tierreich: Aus Drüsen wird ein Sekretcocktail unter anderem aus Alkaloiden, Terpenen, blausäurehaltigen Verbindungen, Phenolen, Ester und Quinonen abgesondert.

Diese "Hausapotheke", mit der sie sich effektiv gegen Räuber, Pilze und Bakterien schützen, könnte für die Erforschung von neuen Medikamenten und Antibiotika interessant sein. In ihrem Projekt will Bodner bisher unerforschte Arten aus der Tausendfüßergruppe auf ihre Drüsenchemie hin untersuchen. Dabei soll ein neuer Pool an neuen möglichen bioaktiven Substanzen verfügbar werden, um Ideen für die Entwicklung und Erforschung von neuen potenziellen Medikamenten zu liefern.

40 Einreichungen

In der ersten Förderrunde wurden insgesamt 40 Anträge eingereicht, vonseiten des Wissenschaftsressorts des Landes wurden 16 Förderzusagen in Höhe von maximal 100.000 Euro gemacht. "Unseren Erfolg als Innovations- und Forschungsland verdanken wir unseren qualifizierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die mit ihrer Arbeit viel Erstaunliches zutage bringen. Dieses Potenzial möchte ich weiter heben und den internationalen Trend zu unkonventionellen Zugängen in der Grundlagenforschung auch in der Steiermark aufgreifen", betonte Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). (APA, 11.8.2022)