2014 sorgte der Ferienverkehr für insgesamt 200 Kilometer Stau auf Österreichs Autobahnen. Der längste Stau wurde damals mit 30 Kilometern auf der Tauernautobahn (A10) gemessen.

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Glaubt man den Prognosen der Verkehrsexperten, steht uns an diesem verlängerten Wochenende der eine oder andere Stau bevor – vielleicht lässt sich mit diesen mal nützlichen, mal weniger nützlichen Erkenntnissen der Stillstand besser ertragen.

Das Wort Stau

Der Volksmund sieht in dem Begriff eine Abkürzung aus den Wörtern "stehende Autos". Klingt logisch, stimmt aber nicht. Denn das deutsche Wort gibt es schon länger, als überhaupt Autos fahren. Laut Duden benutzten es Menschen schon im 18. Jahrhundert, nämlich im Mittelniederdeutschen als "stouwen". Das bedeutet "stehen machen", was der heutige Stau immer noch mit allen Beteiligten anstellt.

Stau in Zahlen

Ein Stau herrscht per definitionem vor, sobald sich mehrere Autos hintereinander mit weniger als 20 Stundenkilometern fortbewegen. Die steigende Zahl zugelassener Fahrzeuge sorgt hierzulande auch für vermehrte Staumeldungen. Pendlerinnen und Pendler verbringen jährlich etwa 40 Stunden im Stau – also eine gesamte Arbeitswoche. Zur Urlaubszeit staut es sich in Österreich vor allem in den Grenzgebieten.

Zu den schlimmsten Staustrecken Österreichs zählen die Tauernautobahn vor den Tunnelbereichen und der Mautstelle St. Michael, die Inntalautobahn um Innsbruck und Kufstein, die Brennerautobahn und der Fernpass, der Deutschland und Österreich verbindet. Wien ist mit 109 Staustunden auch die Stauhauptstadt Österreichs. Weltweit führen Istanbul, Marseille, Moskau, Palermo und Warschau die Liste der Top-Stau-Städte an. Allerdings fehlen in solche Statistiken Länder wie China oder Indien, wo sehr chaotischer Verkehr herrscht.

Stau-Extreme

2014 sorgte der Ferienverkehr für insgesamt 200 Kilometer Stau auf Österreichs Autobahnen. Der längste Stau wurde damals mit 30 Kilometern auf der Tauernautobahn (A10) gemessen. Den Guinness-Weltrekord des "längsten Staus der Welt" brach 1980 eine Autoschlange mit 176 Kilometern Länge. Zwischen Paris und Lyon gab es damals Rückreiseverkehr aus den Sommerferien bei schlechtem Wetter.

Extreme Witterung und dadurch verschlechterte Straßenverhältnisse fördern die Stauentstehung und verlangsamtes Fahren. Das Schneechaos im Februar 2021 beispielsweise verursachte allein 8.800 Staus an nur zwei Tagen. Zusammengerechnet ergaben sie eine Gesamtlänge von 17.700 Kilometern.

Daher stammt das Stauwissen der Online-Kartendienste

Zahlreiche Reisende nutzen auf ihrem Weg in die Ferien die Kartenfunktionen ihrer Smartphones. Faszinierend, wie die Apps minutengenau vorhersagen, wie lange die Fahrt für eine bestimmte Strecke dauert. Dazu zeigen sie Staus auf der Route an, inklusive Zeitverlust.

Wer sich immer schon gefragt hat, wie das möglich ist: Die Antwort lautet "Big Data". Die Apps sammeln GPS-Daten aller Smartphones, die die Standortfunktion sowie die Übermittlung anonymer Standortdaten aktiviert haben. Dies ist inzwischen bei einem großen Bevölkerungsanteil der Fall: Nahezu jeder und jede hat das Smartphone immer dabei, die Dienste aktiviert und die Apps installiert. Und je mehr Menschen ihre Daten zur Verfügung stellen, umso genauer wird die Vorhersage. Auf wenig befahrenen Nebenstraßen funktioniert der Dienst demnach ungenauer.

Anhand der Echtzeitdaten misst die Software, wie viele Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf der Straße unterwegs sind. Zudem errechnet sie deren Geschwindigkeit. Die Vorhersage der Staulage für bestimmte Wochentage oder Zeiträume beruht auf historischen Daten. Einzelvorkommnisse wie Unfälle verfälschen diese jedoch.

Warum Stau entsteht

Pro Stunde befahren ungefähr 1.500 Fahrzeuge eine Autobahn, ohne dass der Verkehr ins Stocken gerät. So die Theorie. Doch sie sieht gleich schnelles Fahren vor – was in der Realität nicht geschieht. Ist viel los auf den Straßen, verlangsamt sich der Verkehr. Denn die Fahrerinnen und Fahrer passen ihr Tempo an das langsamste Fahrzeug an. Auf stark befahrenen Autobahnen bringt auch unnötiges Spurwechseln den Verkehrsfluss zum Abreißen. Gerade, wenn Autofahrerinnen und -fahrer anschließend auf der Überholspur blieben. Auch plötzliches und verschieden starkes Abbremsen sorgt für einen ungleichmäßig verteilten Verkehr. Dichtes Auffahren und Drängeln erhöhen zusätzlich die Unfallgefahr. Unfälle und auch Baustellen wiederum sind typische Stauverursacher.

Forscher fanden außerdem heraus, dass das Fahrverhalten stark von der Wahrnehmung der Fahrbahn und der Umgebung abhängt. So führen Blickfeldverkürzungen zu spontanem Abbremsen. Bei einem ausgeweiteten Blickfeld beschleunigen Fahrende eher. Auch Helligkeit, Farbkontraste und abrupte Wechsel im Sichtfeld beeinflussen das Fahrverhalten.

Freie Straßen

Um den Blechschlangen zu entgehen, heißt es, die Fahrzeiten klug zu wählen. Entspannt starten Autoreisen abends oder nachts. Doch das klappt nicht immer. Daher Augen auf bei der Planung. Denn Messungen ergaben, dass die allermeisten Staukilometer im letzten Jahr nicht – wie zu erwarten – samstags entstanden. Am vollsten waren die Straßen stattdessen mittwochs und donnerstags. Besonders beliebt: Die Zeit zwischen sechs Uhr und neun Uhr und von 13 Uhr bis 18 Uhr. Diese Zeiten gilt es für Ferienfahrerinnen und -fahrer zu meiden.

Vorausschauend fahren

Wichtigste Regel zur Stauvermeidung: Ausgeglichenheit am Steuer – insbesondere bei viel Verkehr. Laut Verkehrsforschern ließen sich zehn bis 20 Prozent aller Staus vermeiden. Dafür bedarf es einer kooperativen, reaktionsschnellen und vorausschauenden Fahrweise. Bei einem Tempo von 85 Stundenkilometern fließt der Verkehr am besten. Wer an eine Bau- oder Unfallstelle mit Fahrbahnverengung gerät, hält sich an das Reißverschlussverfahren. Wenn sich hinter jedem Auto jeweils ein weiteres einreiht, bleibt der Verkehrsfluss am ehesten erhalten. Vorbildliche Stauvermeidende wissen, dass sie hier genug Abstand lassen und erst kurz vor der Verengung einfädeln. Außerdem beachten sie generell das Rechtsfahrgebot, um die Kapazitäten einer Autobahn voll auszuschöpfen.

Ab in den Stau

Wer auf ein Stauende zufährt, drosselt das Tempo und aktiviert gleichzeitig unbedingt den Warnblinker. Mit ausreichend Sicherheitsabstand zum vorderen Auto hat das Bilden einer Rettungsgasse nun oberste Priorität. Bei einer dreispurigen Autobahn bilden die Fahrzeuge einen Korridor zwischen der linken und der mittleren Fahrspur. Danach heißt es entspannt bleiben und nicht grübeln, welche Abfahrt geschickter gewesen wäre. Denn Studien zeigen: Reisende kommen trotz Stau meist schneller an ihr Ziel, als wenn sie ihn umfahren.

Fun-Fact: Der Stauservice in Wuhan

Einen besonderen Service gibt es übrigens in der Zehn-Millionen-Metropole Wuhan. Wer hier genervt im Stau steht, beauftragt eine Firma, um sich herausholen zu lassen. Dafür kommen zwei Mitarbeitende: Einer übernimmt das Auto, während der andere den Fahrgast mit dem Motorrad an die Zieladresse bringt. So lässt sich auch am Stau Geld verdienen. (red, 12.8.2022)

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Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Aussendung des Autovermieters Sunny Cars. Der Text wurde redaktionell bearbeitet und teilweise gekürzt.