Eine künstlerische Darstellung des neu entdeckten Planeten.
Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), S. Dagnello (NRAO/AUI/NSF)

Zugegeben, er ist ein großes Baby. Seine Masse ist in etwa die des Jupiter, der immerhin der größte Planet unseres Sonnensystems ist. Dafür ist er für astronomische Verhältnisse fast noch ein Neugeborenes. Als er vor nicht einmal 1,6 Millionen Jahren einer Scheibe aus Staub und Gas rund um den Stern AS 209 entstieg, machten Frühmenschen in Afrika bereits Jagd auf wilde Tiere. Auch die Entfernung ist mit 395 Lichtjahren für kosmische Verhältnisse nur ein Katzensprung. In der Milchstraße ist das nicht einmal einen Spiralarm entfernt.

Entdeckt wurde das Riesenbaby mit dem Alma-Teleskop, das aus 66 gekoppelten Radioteleskopen in der chilenischen Atacamawüste besteht. Sein Heimatstern besitzt eine riesige Staubscheibe, die verdächtige Lücken aufweist. In einer von ihnen kreist der neu entdeckte Planet.

In planetarer Staubscheibe bilden sich Monde

Obwohl er erst so jung ist, verschwendet er keine Zeit und bereitet sich auf die Ausbildung von Monden vor: Zur Begeisterung der Forschenden zeigte sich auf den Teleskopbildern, dass der neue Planet selbst eine Staubscheibe besitzt. Eine solche Scheibe hatte einst auch Jupiter, in ihr sind später die Galileischen Monde entstanden. Diesen Prozess können Teleskope auf aller Welt nun live verfolgen, allen voran das neue James-Webb-Weltraumteleskop. Laut US-Raumfahrtbehörde Nasa hat Webb die Staubscheibe um AS 209 bereits diesen Montag ins Visier genommen. Schon bald könnte es also neue Bilder des Babys und eine Fülle neuer wissenschaftlicher Daten geben.

Die Entdeckung gelang mit dem Teleskop Alma in der Atacama-Wüste. Die 66 Einzelteleskope sind transportabel.
Foto: REUTERS/Rodrigo Gutierrez

Große Gasplaneten sind häufigster Typ

Dass es sich bei dem Fund um einen großen Gasplaneten wie Jupiter handelt, ist dabei keine Überraschung. Große Planeten sind leichter aufzuspüren, weshalb dieser Typ den Großteil der bisher gefundenen etwa 5000 Exoplaneten ausmacht.

Ob es sich bei dem Kind um ein Mädchen oder einen Buben handelt, wird auch das Webb-Teleskop nicht herausfinden. Das Geschlecht wird bei Planeten im Zuge der Namensgebung festgelegt. Nur wenige Planeten erhalten allerdings einen populären Namen wie Venus oder Mars. Meist bleibt es beim wissenschaftlichen Namen, der laut den Richtlinien der Internationalen Astronomischen Union festgelegt wird.

Benannt nach Heimatstern

In diesem Fall hieße er nach seinem Heimatstern AS-209, mit einem kleinen "b" dahinter, das anzeigt, dass er der erste Planet ist, der um diesen Stern entdeckt werden konnte. Als Geschlecht würde er in Formularen also womöglich "offen" angeben. (Reinhard Kleindl, 11.8.2022)