Mayr-Melnhof ist in der Produktion teilweise auf Gas angewiesen.

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Hätte man sich beizeiten besser abgesichert, müsste man nun nicht deutlich überteuertes Gas zukaufen und einspeichern. Aber niemand habe den Krieg zwischen Russland und der Ukraine vorhergesehen, "wir auch nicht", sagte der Vorstandsvorsitzende der Mayr-Melnhof Karton AG (MMK), Peter Oswald, bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am Donnerstag.

Die Zahlen sind mehr als gut ausgefallen; Angaben zu den eingespeicherten Gasmengen machte Oswald unter Hinweis auf den Wettbewerb nicht, nur so viel: Das Gas sollte reichen, um die Produktion aufrechtzuerhalten und Kunden wie gehabt beliefern zu können, sollte es zu einer staatlich verordneten Gaszuteilung kommen.

Kritische Infrastruktur

Als kritische Infrastruktur, die man als Zulieferer an die Lebensmittel- und Pharmaindustrie zweifellos sei, gehöre man ohnehin nicht zu jenen Unternehmen in Österreich, denen staatlicherseits als Erstes die Gaszufuhr abgeschnitten werde. "Sollten wir aber nur mehr 60 oder 70 Prozent der benötigten Gasmenge bekommen, könnten wir die Differenz mit zugekauftem, eingespeichertem Gas zumindest einige Wochen überbrücken", sagte Oswald.

MMK ist einer der europaweit führenden Hersteller von Kartonagen und Faltschachtelverpackungen. Das Unternehmen beschäftigt rund 12.500 Mitarbeiter und ist auch mit zwei Werken in Russland (St. Petersburg und Pskow) sowie einer Produktionsstätte in der Mittelukraine (Tscherkassy) vertreten. In Russland werden Faltschachtelverpackungen für den lokalen Bedarf produziert. Dort hält sich MMK laut Oswald "alle Optionen offen", somit auch einen Ausstieg.

Produktion in Ukraine läuft wieder

In der Ukraine, wo die Faltschachtelproduktion mit Kriegsbeginn eingestellt wurde, konnte diese im zweiten Quartal in reduziertem Umfang wiederaufgenommen werden. Ziel sei eine weitere Produktionserhöhung im zweiten Halbjahr. Aktuell bestehe in der Ukraine kein Wertminderungsbedarf, sagte Oswald, der das Exposure in Russland und der Ukraine zusammen mit unter 100 Millionen angab.

Dank eines starken zweiten Quartals konnte MMK im Zeitraum Jänner bis Juni 2022 das Betriebsergebnis (Ebit) auf 285 Millionen Euro mehr als verdreifachen. Die Umsätze legten von 1,3 auf 2,2 Milliarden Euro zu. MMK stellt sich nun auf schwierigere Zeiten ein.

(Günther Strobl, 11.8.2022)