Lee Jae-yong ist nach außen hin Vizepräsident, gilt aber als oberster Entscheidungsführer von Samsung. Er saß im Laufe des Bestechungs- und Veruntreuungsskandals mehrmals in Haft.

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Seoul – Der wegen Korruption verurteilte Erbe und De-facto-Chef des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung, Lee Jae-yong, ist begnadigt worden. Justizminister Han Dong-hoon gab am Freitag eine präsidentielle Begnadigung für den 54-Jährigen bekannt. Der Schritt solle Lee erlauben, seinen Beitrag zur "Bewältigung der wirtschaftlichen Krise" des Landes zu leisten.

Lee war bereits im August vergangenen Jahres nach 18 Monaten im Gefängnis auf Bewährung entlassen worden. Er unterlag aber noch einer fünfjährigen Arbeitsbeschränkung. Diese wird durch die Begnadigung aufgehoben, Lee kann damit wieder seine Führungsaufgaben beim weltweit führenden Herstellers von Smartphones und Speicherchips vollständig übernehmen.

Begründung Wirtschaftskrise

"Wegen der weltweiten Wirtschaftskrise hat sich die Dynamik und Kraft der nationalen Wirtschaft verschlechtert, und es wird befürchtet, dass die Wirtschaftskrise länger andauert", erklärte das Justizministerium am Freitag. Durch die Begnadigung sollen Lee und weitere begnadigte Manager "die Wachstumsmaschine durch aktive Investitionen in Technologie und Arbeitsplatzbeschaffung" wieder anführen.

Lee ist offiziell Vizepräsident von Samsung, gilt aber als oberster Entscheidungsträger des Elektronikriesen. Er war im Zuge eines massiven Korruptionsskandals verurteilt worden, der 2017 auch zum Sturz von Präsidentin Park Geun-hye geführt hatte. Lee saß im Zuge des Bestechungs- und Veruntreuungsskandals mehrmals in Haft. Zuletzt war er im Jänner 2021 verurteilt worden. Zahlreiche Politiker und Unternehmer hatten sich für seine vorzeitige Freilassung ausgesprochen.

Samsung ist mit Abstand das größte der familiengeführten Unternehmenskonglomerate Südkoreas. Der jährliche Geschäftsumsatz entspricht einem Fünftel des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts und ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes. Lee steht seit einigen Jahren an der Spitze des Konzerns, nachdem sein Vater Lee Kun-hee wegen eines Herzinfarkts den Geschäften nicht mehr nachgehen konnte. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzt sein Vermögen auf umgerechnet 7,8 Milliarden Euro. (APA, 12.8.2022)