"Löyly" wird in Finnland der Rauch, der aufsteigt, wenn man Wasser über die heißen Steine in einer Sauna gießt, bezeichnet. "Löyly" kann aber auch der Atem oder die Seele sein, weil eine finnische Sauna ein ritueller Ort ist. Hier spielte sich einst das ganze Leben ab, es wurden Kinder geboren, Rituale zelebriert, und als Toter wurde man in der Sauna aufgebahrt. Die Sauna war das Bad, das Krankenhaus und die Kirche in einem. Nach wie vor ist die Sauna in Finnland ein Lebensgefühl. Dementsprechend ehrfürchtig betritt man sie als Touristin.

Maaria Alén mit frischen Birkenzweigen
Foto: Karin Cerny

"Vergesst alles, was ihr in Deutschland oder Österreich übers Saunagehen gelernt habt", entwarnt Maaria Alén, die schon mit Birkenzweigen, die herrlich duften, bereitsteht. "Wir stellen in Finnland keine Uhr, wie lange wir in der Sauna bleiben. Ihr kommt und geht, wann ihr wollt. Ihr müsst in euch reinhören, was euch guttut."

Ein Gefühl wie am Meer

Drei sehr unterschiedliche Saunen gibt es im Lehmonkärki Resort, eine traditionelle Rauchsauna, in der es rußig und stockdunkel ist, einen Iglu, und eine breitgezogene Sauna mit Seeblick. Sie befinden sich alle am malerischen Päijänne-See, der nur rund 90 Autominuten von Helsinki entfernt liegt. Mit 95 Metern ist es der tiefste See Finnlands, der sich auf eine Länge von 120 Kilometern erstreckt. Fast hat man das Gefühl, am Meer zu sein, weil alles so weit und offen wirkt.

Die Haasi-Mirror-Houses direkt am See
Foto: Karin Cerny

Die Hütten, die vermietet werden, haben unterschiedliche Größen und liegen verstreut im Wald, eine Leiter reicht in den See. Jede hat eine private Sauna und einen Hot Tub. Ein bisschen entfernt glitzern am Wasser die Haasi-Mirror-Houses, verspiegelte Kuben, in denen man wohnen kann. Magisch doppeln sich Meer und Himmel.

"Habt ihr gemerkt, dass wir voll ausgebucht sind?", fragt unser Vermieter Ari. Absolut nicht, so viel Ruhe strahlt dieser Ort aus. Andere Hotels gibt es keine in der Nähe, nur ein paar Mökki, wie man die finnischen Sommerhäuschen nennt.

Der malerische Päijänne-See, der nur rund 90 Autominuten von Helsinki entfernt liegt.
Foto: Karin Cerny

Im Winter lässt es sich gut langlaufen, die Region hat so viel Schnee wie Lappland. Maaria massiert uns mit den Birkenzweigen und singt traditionelle finnische Saunalieder dazu. Die Sonne steht hoch am Himmel, obwohl es bereits 21 Uhr ist. So unendlich schön und lang sind die Tage in Finnland im Sommer. (Karin Cerny, 15.8.2022)

Info: lehmonkarki.fi/en/news/haasi-mirror-houses

Weitere Oasen:

Kaffee 9 in Berlin: Ruhige Routine im Großstadtzoo

Zurück in den Futurismus: Das Haus Dellacher in Oberwart ist ein Juwel

Südtirol im Schildkrötentempo: Das Ottmanngut in Meran

Marseille: Zum zivilisierten Trinken geht's ins Museum

Prag und Ještěd: Über den Wolken im Fernsehturm

Das verträumte Fischerdörfchen von Lignano

Restaurant Kle in Zürich: Eine vegane Insel im Zürcher Geschnetzelten

Rubenshaus in Antwerpen: Wo sich der Meister vor der Welt zurückzog

Bei Parisern in einer alten Mühle in der Normandie wohnen