Carson (Abbi Jacobsen) und Greta (D'Arcy Carden) bei ihrem ersten gemeinsamen Training.

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Die eher unpraktischen Spieltrikots der Rockford Peaches.

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Bei Clance (Gbemisola Ikumelo) und Max (Chanté Adams) rennt auch in der Arbeit der Schmäh.

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Was machen Baseballspieler vor einem Spiel? Einen Snack essen, sich aufwärmen, die Spielstrategie diskutieren? Vermutlich alles davon, die Rockford Peaches ziehen dann noch ihren roten Lippenstift nach und stellen sicher, dass die aufgeföhnten Haare gut liegen. 1992 coachte Tom Hanks ein Frauen-Baseballteam rund um Geena Davis und Madonna in dem Film "A League of Their Own" (deutscher Titel: "Eine Klasse für sich"). Auf Amazon Prime läuft ab Freitag ein gleichnamiges Remake und schafft es, die Schwächen des Originals zu korrigieren.

Baseball im Rock

Die achtteilige Dramedy-Serie spielt im Jahr 1943, die USA befinden sich noch mitten im Zweiten Weltkrieg. Junge Männer sind rar, das Frauen-Baseballteam der Rockford Peaches soll Ablenkung bieten. Einverstanden sind damit bei weitem nicht alle. Der Klubbesitzer erlaubt den Frauen nur zu spielen, wenn sie sich auch wie "echte Frauen" benehmen. Während des Spiels bitte immer schön ins Publikum lächeln, gespielt wird in knielangen rosa Röcken und roten Kniestrümpfen.

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Was heißt hier "All-American"?

Als mit Maxine aber eine schwarze Frau Teil der "All-American Girls Professional Baseball League" werden will, zeigen sich die Grenzen dieses Amerika. Diversität ist in Hollywood heute wichtiger als 1992, neben den weißen Baseballspielerinnen gibt es in der Serie einen zweiten Handlungsstrang rund um Maxine. Von den Rockford Peaches ausgeschlossen, versucht sie über andere Wege in ein Baseballteam zu kommen. Fabriksarbeiter werden dringend gesucht und dürfen in der Firmenmannschaft spielen, also heuert Maxine in der Schraubenzieherfabrik an. Immer an ihrer Seite ihre beste Freundin Clancy, die Comics liebt und genau weiß, dass "Captain America" eigentlich nur aus Propagandazwecken entstanden ist. Wonder Woman mag sie sowieso viel lieber.

Dieser Nebenstrang ist mitunter mitreißender als die Haupthandlung, aber auch die Baseballspielerinnen wachsen einem als Zuschauerin bald ans Herz. Der klassische Topos eines Teams, das erst zusammenwachsen muss, funktioniert auch hier. Ein Team besteht immer aus unterschiedlichen Charakteren: Da wäre Carson, die vom schüchternen Landei zum Quasi-Coach des Teams wird. Greta, die unter der Glamour-Schale eigentlich nur sich selbst verstecken möchte. Jo, die aufgrund ihrer Scheiß-dir-nix-Mentalität auch einmal Extrasprints einlegen muss.

Queere Liebe

Ganz selbstverständlich behandelt die Serie auch queere Liebe. Spielerinnen verlieben sich ineinander, offen zeigen dürfen sie es nicht. Wir sind immer noch in einem Amerika der 40er-Jahre, in dem weiß und heterosexuell als Norm gelten. Warum sonst sollen die Spielerinnen wohl möglichst weiblich aussehen? "Hauptsache, wir schauen nicht aus wie ein Haufen Queers", sagt Greta nüchtern. Was im Originalfilm nur angedeutet wird, bekommt in der Serie den verdienten Erzählraum.

Hauptdarstellerin Abbi Jacobson hat die Serie mitproduziert und an den Drehbüchern gearbeitet. In einem Interview mit der "New York Times" erzählte sie, wie viel von ihrer eigenen Unsicherheit sie Carson mitgegeben hat. Doch genau wie Carson wächst Jacobson über sich hinaus. Zu einem Baseballcoach muss man nicht geboren sein, man kann auch langsam mit seinen Aufgaben wachsen.

"A League of Their Own" ist ein sympathisches Sommerprogramm, bei dem man gern dranbleibt. Der Soundtrack passt nicht immer in die Zeit, hat aber einige Ohrwürmer zu bieten: Take another little piece of my heart now, babyyy! Man wünscht den Peaches noch viele erfolgreiche Saisonen. (Astrid Wenz, 12.8.2022)

Zum Vergleich der Trailer zum Original-Film (1992)

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