Die meisten Leistungen gehen an Personen im Pensionsalter.

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Wien – Die Sozialausgaben sind 2021 um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und erreichten nach vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria mit rund 132 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Da das Wirtschaftswachstum deutlich stärker als 2020 ausfiel sank jedoch die Sozialquote, der Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 34,1 auf 32,8 Prozent.

Veränderung seit Wirtschafts- und Finanzkrise

"Im zweiten Corona-Jahr flossen Ausgaben in der Höhe von knapp einem Drittel der österreichischen Wirtschaftsleistung in Soziales", erläuterte Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria, in einer Aussendung. Obwohl die Sozialquote im Vorjahr zurückging, lag sie mit 32,8 Prozent immer noch auf einem wesentlich höheren Niveau als in den Jahren davor. Zum Vergleich: In der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 hatte die Sozialquote 29,6 Prozent betragen, im Jahr 2019 29,3 Prozent. Der Vergleich der vergangenen 30 Jahre zeigt, dass der BIP-Anteil der Sozialausgaben im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts (2011–2021) einen Wert von 30,2 Prozent erreichte, während er in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten knapp über 28 Prozent gelegen war.

Aufgrund der Erholung am Arbeitsmarkt musste 2021 im Vergleich zum Jahr davor wesentlich weniger für die Kurzarbeitsbeihilfe (minus 33 Prozent, 3,7 Milliarden Euro) und das Arbeitslosengeld (minus 32 Prozent; 1,6 Milliarden Euro) ausgegeben werden. Die Ausgaben für die Notstandshilfe nahmen infolge der gestiegenen Langzeitarbeitslosigkeit hingegen um zwei Prozent leicht auf 1,9 Milliarden Euro zu. Deutlich stärker stiegen die als Kompensation von pandemiebedingten Einkommenseinbußen gewährten Unterstützungsleistungen für Selbstständige (plus 14 Prozent, 1,3 Milliarden Euro).

Der starke, vor allem durch die Reduktion des Covid-19-Kinderbonus verursachte Rückgang bei der Familienbeihilfe (minus 15 Prozent, 3,6 Milliarden Euro) führte zu insgesamt rückläufigen Ausgaben für Familien und Kinder; die Abnahme war mit minus drei Prozent aber deutlich geringer als bei den arbeitsmarkt- bzw. arbeitslosigkeitsbezogenen Sozialleistungen, die um 14 Prozent zurückgingen. Ein überdurchschnittlicher Anstieg gegenüber 2020 war mit plus sieben Prozent bei den Ausgaben für die Kranken- und Gesundheitsversorgung infolge von Mehraufwendungen für diverse Covid-19-Maßnahmen (Testungen, Impfstoffe, Schutzausrüstung etc.) zu verzeichnen.

Pensionsleistungen überwiegen

Im österreichischen Sozialsystem überwiegen die Leistungen an Personen im Pensionsalter: Für Alterspensionen, Ruhegenussleistungen, Betriebspensionen sowie Betreuungs- und Pflegeleistungen wurden 2021 rund 56 Milliarden Euro (plus 5 Prozent) und damit 43 Prozent der Sozialleistungen insgesamt aufgewendet. An zweiter Stelle mit 34 Milliarden Euro und einem Sozialleistungsanteil von 26 Prozent folgten im Vorjahr die Ausgaben für die Kranken- und Gesundheitsversorgung aller Altersgruppen. (APA, 12.8.2022)