Seit neun Jahre in ein und derselben Wohnung? Allein beim Gedanken daran stellen sich die Nackenhaare auf.

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"Na dann, bis in drei Jahren." Mit diesen Worten verabschiedet mich die Mitarbeiterin der Hausverwaltung Anfang der Woche. Man kennt sich. Als ich ihr 2016 das erste Mal begegnet bin, hat sie den Mietvertrag noch im alten Büro gegenüber dem Stephansdom unterfertigt. Irgendwann ist die Hausverwaltung dann nach Mariahilf übersiedelt. Dazwischen haben wir immer wieder telefoniert. Der tropfende Wasserhahn, die kaputte Gastherme, die Haustür, die plötzlich nicht mehr schließen wollte – der Gesprächsstoff ging uns nicht aus.

Nun habe ich den Mietvertrag bereits zum zweiten Mal verlängert und mit der sicherlich nett gemeinten Aussicht auf ein Wiedersehen stellt sich mir die Frage: Begegnen wir uns wirklich in drei Jahren wieder? Dann wären es schon neun Jahre in ein und derselben Wohnung. Allein beim Gedanken daran stellen sich die Nackenhaare auf.

Umzug scheint unmöglich

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe diese Wohnung, sie hat zwar ihre Makel, etwa keine Badewanne, dafür auch keinen Balkon, aber das stört mich nicht. Was mich hingegen verstört, ist, dass ich ein derartiger Gewohnheitsmensch (geworden) bin, dass es mir an vielen Tagen fast schon unmöglich erscheint, in einer anderen Wohnung, einem anderen Grätzel oder gar in einem anderen Bezirk zu wohnen. Wo ist meine Flexibilität geblieben? Vielleicht in meiner alten Studentinnen-WG in Mariahilf? Damals wusste ich in der Früh nicht, mit wem ich am Abend kochen und essen werde.

Dieser Tage ist alles abgesprochen, kaum Überraschungen, keine unbekannten Gesichter in den eigenen vier Wänden. Die einzige Unbekannte: Werde ich die nette Dame von der Hausverwaltung in drei Jahren wieder sehen? Ich wüsste es nur zu gerne. Vielleicht finde ich es bald heraus, vielleicht auch erst in drei Jahren. Bis dahin wohne ich wie gewohnt. (Julia Beirer, 12.8.2022)