Gabriele Possert ist Psychologin und Psychotherapeutin und hat gern Gäste. Im Sommer versammeln sie sich gerne um den Pool.

"Die Anzeige für das Grundstück habe ich vor über 20 Jahren in der Zeitung gefunden. Ich glaube, dass nur wenige daran interessiert waren, weil es nur 365 Quadratmeter groß ist, in leichter Hanglage und im Süden ein Wohnblock steht. Aber für mich hat es gepasst. Man ist sehr schnell in der Stadt und im Gebirge. Das Grundstück auszunutzen und das Haus richtig zu platzieren, das waren damals die großen Herausforderungen. Das Haus ist nun dreistöckig, und es hängt nach vorne hin ein bisschen in der Luft. Das lässt es optisch leichter wirken. Mir war wichtig, natürliche und heimische Materialien zu verwenden. Daher ist das Haus aus Lehm und Ziegel gebaut, nur die Zwischendecken sind aus Beton. Das Dach ist eine Holzkonstruktion und der Boden aus Akazienholz. Diese Bäume wachsen überall auf der Erde.

Auf der Terrasse stehen zwei Esstische. Bei Gabriele Possert sollen Gäste immer Platz haben.
Foto: Günter Richard Wett

Meine vier Kinder sind in diesem Haus aufgewachsen. Sie hatten ihre Zimmer im untersten Stock. Darüber ist die Wohnküche, deren rote Front sich durch den gesamten Raum zieht. Wir haben hier immer viel gekocht, und deshalb ist auch der große Küchentisch sehr wichtig für mich. Dafür habe ich auf einen klassischen Wohnraum verzichtet. Damals habe ich gedacht, wenn die Kinder einmal ausziehen, kann man den Raum auch umgestalten. Aber wir werden immer mehr Familienmitglieder und brauchen den Platz, obwohl nur noch die Jüngste hier wohnt.

Natürliche Materialien zu verwenden war ihr wichtig. Die rote Front der Küche zieht sich durch den ganzen Raum
Foto: Günter Richard Wett

Fast alle Fronten sind verglast. Da ich mich nicht hinter Jalousien verstecken will, habe ich mich für Vorhänge entschieden, die über den Balkonen hängen. Sie ermöglichen unterschiedliche Perspektiven und viel Licht.

Das Haus ist von großzügigen Glasflächen umgeben.
Foto: Günter Richard Wett

Mein Einrichtungsstil ist bunt gemischt. Was Neues habe ich mir schon seit Jahren nicht mehr gekauft. Der Esstisch etwa besteht von Anfang an aus einer Schaltafel, wie man sie auf Baustellen benötigt. Sie hat mittlerweile eine schöne Patina bekommen. Das Sofa, ein Klassiker von Matteo Thun, ist auch schon mehr als 25 Jahre alt. Und den Couchtisch aus Beton hat einer meiner Söhne gemacht.

Gabriele Possert springt von Anfang Mai bis Ende September täglich ins Wasser.
Foto: Günter Richard Wett

Auf dem Balkon müssen alle Platz haben, deshalb stehen dort zwei Tische. Im Sommer herrscht hier Hochbetrieb. Da kommen Freunde von mir und von den Kindern. Balkon, Garten und Pool sind dann ein weiterer Raum. Ich schwimme sehr gern, springe von Anfang Mai bis Ende September täglich ins Wasser. Das hilft mir, den Tag zu beenden, da mein Beruf sehr fordernd ist. Ich unterstütze unter anderem Herzpatienten nach großen Operationen. Der Pool ist also sehr wichtig für mich, wie auch die Terrassen. Vor allem weil mein lieber Freund, der Künstler Lois Weinberger, die Plane extra für mich konzipiert hat. Sie zeigt einen Ausschnitt des Innsbrucker Stadtplans. Anstelle von Straßennamen stehen da aber Pflanzennamen mit speziellen Bedeutungen. Leider ist Lois 2020 verstorben. Einige Monate zuvor hat er die Plane noch restauriert und neu bemalt. Das war sehr schön für mich, und deshalb ist sie auch so viel mehr als Kunst. Die Plane ist ein emotionales Stück und ein zentraler Punkt des Hauses; sie bietet Sicht- und Sonnenschutz.

Den Couchtisch aus Beton hat einer von Gabriele Posserts Söhnen gemacht.
Foto: Günter Richard Wett

Für Kunst interessiere ich mich seit meiner Jugend. Ich habe damals in Wien gelebt und viele Vernissagen besucht. Da bin ich mit Nitsch, Rainer, Gappmayr und vielen anderen zeitgenössischen Künstlern in Kontakt gekommen. Ich höre auch gerne Musik. Dann drehe ich richtig laut auf. Die Nachbarn haben sich noch nie darüber aufgeregt. Aber ich kann ja auch alle Türen zumachen. Die Akustik ist aufgrund des Lehms sehr gut.

Wenn sie Ruhe will, zieht Gabriele Possert die Vorhänge zu. Von ihren Zuhause aus genießt sie auch den Blick auf die Berge.
Foto: Günter Richard Wett

Das Haus ist mein persönlicher Wohntraum. Hier ist vieles für mich in Erfüllung gegangen. Die Kinderzimmer habe ich schon ein bisschen umgebaut. Generell sind die Räume unten so gestaltet, dass man sie vergrößern oder verkleinern kann. Die Zwischenwände sind nämlich teilweise aus MDF-Platten. Vielleicht ergibt es sich, dass eines meiner Kinder einziehen möchte, dann könnte man relativ einfach umgestalten. Aber im Moment ist es gut, so wie es ist." (Julia Beirer, 16.8.2022)