Um "Die Angst vorm Säbelzahntiger" ginge es kürzlich in der "Krone".

Foto: APA, Pfarrhofer

Die Welt ist ungerecht, gegen Herbert Kickl gibt es einen Verdacht. Das ist schlecht, weil er gerade wieder einmal "das System" erledigen wollte. Immer kommt etwas dazwischen. Dabei hatte er doch gerade in Walter Rosenkranz den idealen Systemzertrümmerer gefunden. Obwohl Tassilo Wallentin vielleicht noch besser gewesen wäre. Aber der ist auch in sechs Jahren einsetzbar, wenn es dann noch die "Kronen Zeitung" gibt, das "System" also bis dahin überlebt. Das ist möglich, wie Miteigentümer Christoph Dichand im Bemühen, das Sommerloch zu füllen, in der letzten bunten Umhüllung andeutete. Er sprach dort mit rücksichtsloser Offenheit an, was die Österreicher beiderlei Geschlechts wie nichts anderes beschäftigt: Die Angst vorm Säbelzahntiger.

Was die Angst des Urzeitmenschen, vom Säbelzahntiger gefressen zu werden, mit den Ängsten von Menschen zu tun hat, die den Säbelzahntiger schon aus Gründen des Artenschutzes seit längerer Zeit schmerzhaft vermissen, ging aus seinem Beitrag nicht ganz klar hervor. Ur-Instinkte trüben unseren Blick in die Zukunft, brachte er diese mit einer fernen Vergangenheit durcheinander, was aber egal war, denn eine gesunde Einschätzung dessen, was ist, kann Abhilfe verschaffen. Und eine solche zu liefern, war er über eine Doppelseite entschlossen.

Klar, Viren machen den Mitmenschen zum gesundheitlichen Risiko. Kaum jemand beschleicht angesichts dessen nicht ein mulmiges Gefühl, das nur allzu leicht in Wut umschlägt. Doch was ist das gegen die Anpassungsfähigkeit der Menschheit, wie sie in der Tomatenzucht in Holland offenbar wird. Mit etwa der Hälfte der Fläche von Österreich schafften es die Niederländer in mehrstöckigen Glashäusern zum größten Tomatenexporteur der Welt zu werden – ohne chemische Düngung. Und ohne jeden Geschmack.

Missstände gibt es in unserem Jahrhundert natürlich mehr als genug. Andererseits: Der Fortschritt hin zu einer besseren Welt ist aber messbar eingetreten. Schon wird spekuliert, dass die Regierung darüber im Herbst zusammenbrechen und Wahlen im Bund vielleicht sogar noch vor den Wahlen in Niederösterreich erfolgen könnten. Kein Wunder, verschiedene politische Strömungen wollen von den Gerüchten profitieren. Da hilft nur eins: Den Säbelzahntiger gilt es zweifellos im Auge zu behalten, wahrnehmen sollte man nicht nur das, was man gerne hätte oder was einem vorauseilende Befürchtungen einflüstern.

Aber eigentlich waren wir ja bei Kickl. Der kämpft gerade mit einem freiheitlichen Säbelzahntiger. Jetzt wackelt Kickl als FP-Chef, behauptete "Österreich" am Dienstag, und einen Tag später hatten FPÖ-Rebellen einen Plan für Kickl-Sturz. Nur die "Krone" glaubte an die Anpassungsfähigkeit der Menschheit und konnte gleichzeitig melden: FPÖ Wien stellt sich überraschend hinter Kickl: Vom Säbelzahn des Verdachts benagt, er hätte von einer anonymen Anzeige gewusst, stellten sich die Vorwürfe nach einer Sitzung des FPÖ-Präsidiums nicht nur als völlig haltlos, sondern auch noch als längst widerlegt dar.

Da trübten wohl blaue Urinstinkte den Blick in die Zukunft, denn am selben Tag, als die "Krone" den Freispruch für Kickl meldete, bezeichnete Johann Gudenus von der FPÖ Wien den Verfasser der Anzeige, von der Kickl nichts wusste, als Kameradenschwein. Ich überlege mir jetzt eine Klage wegen Verleumdung. Der Anwalt prüft.

In solchen Situationen kommt immer das FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer zu Wort, diesmal in der "Presse" mit der Sentenz: Kameradschaftlichkeit war in der FPÖ eigentlich immer eine wichtige Sache. Und da ist dieses Abhören und Denunzieren eine neue Qualität. Das hat es bei allen Auseinandersetzungen bisher nicht gegeben. Das ist im hohen Maße bedenklich. Ebenfalls in der "Presse" sprach Rosenkranz, der Kandidat gegen das System, von "menschlichen Irreleitungen, aber Herbert Kickl sitze trotz allem "fest im Sattel". Wie man ihn eben als Innenminister in Erinnerung hat.

Aber Kickl hin, Kickl her, wie Christoph Dichand erkannte, ist der Fortschritt hin zu einer besseren Welt messbar eingetreten. Gabalier hat wieder einmal konzertiert, in München, wie Fellners "Seitenblicke" melden konnten. Vom Opener bis zum Finale ließ Gabalier 24 Mitgröl-Hymnen lang die Hüften kreisen: Popowackeln fast bis zur Erschöpfung. "Das ist besser als Sex", definierte er seine diesbezüglichen Ansprüche im Interview mit der "Bild"-Zeitung. Sage niemand, hier liege menschliche Irreleitung vor. (Günter Traxler, 14.8.2022)