Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr mussten viele Menschen Afghanistan verlassen. Österreich biete ihnen aber keine Perspektive auf ein neues Leben, kritisiert die Asylkoordination nun.

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Wien – Österreich ist für aus Afghanistan geflüchtete Menschen "mehr Durchzugsland als sicherer Hafen". Dies stellte die österreichische NGO Asylkoordination am Freitag in einer Aussendung fest. Die Anzahl der Asylanträge afghanischer Staatsangehöriger in Österreich sei zwar seit August 2021 wieder angestiegen. "Auffallend ist jedoch, dass den seitdem registrierten ca. 13.500 Anträgen auch 10.000 eingestellte Verfahren im selben Zeitraum gegenüberstehen", berichtete die NGO.

"Pullfaktor-Erzählung" entzaubert

Ein Verfahren werde dann eingestellt, wenn die Person in ein anderes EU-Land weiterziehe. Allein 2022 wurden circa 60 Prozent aller Anträge von Afghanen eingestellt. "Die populistische Pullfaktor-Erzählung österreichischer Politiker, dass viele aufgrund von Sozialleistungen nach Österreich kommen würden, ist endgültig als faktenwidrig entzaubert", stellte Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher der Asylkoodination, fest. "Vielmehr fehlt vielen offenbar die Perspektive, hier ein neues Leben beginnen zu können."

Angesichts der aktuellen Entwicklungen sei "klar, dass die Menschen aus Afghanistan Schutzbedarf haben". Das Bundesamt für Fremdenwesen (BFA) sei daher aufgefordert, "die Fälle der afghanischen Staatsangehörigen rasch zu entscheiden, um das Asylsystem zu entlasten, eine Verteilung in andere EU-Länder durch die Hintertür zu verhindern und den Menschen eine Perspektive zu geben". Spezifische Integrationsangebote für die afghanische Community seien notwendig und Familienzusammenführungen prioritär zu behandeln, da auch die Angst um die Familie ein integrationsbehindernder Faktor ist, lautet die Empfehlung der Asylkoordination. (APA, 12.8.2022)