Knapp 300 Euro für ein Headset ist eine Ansage – die Qualität der Hardware überzeugt im Test allerdings passend dazu.

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Drei neue Gaming-Headsets kamen in den letzten Wochen aus dem Hause Sony auf den Markt. Den Premiumvertreter Inzone H9 hat sich DER STANDARD über einen längeren Zeitraum genauer angesehen. Fazit: großer Komfort, viele Einstellungsmöglichkeiten und sehr starker Sound. Wer 299 Euro für ein Headset ausgeben kann und will, der wird hier fündig.

Wahrheit liegt auf dem Spiel-Platz

Bevor wir in die technischen Details springen, muss das Headset gleich einmal dort den Härtetest bestehen, wo es zählt: beim Spielen. Dazu herangezogen wurde zunächst das auf der PS5 erhältliche "Death Stranding", das sehr auf Stimmung und cineastische Inszenierung setzt. Wer keine Surround-Anlage zu Hause stehen hat oder auch Nachbarn, die nicht unbedingt hören wollen, wie virtuelle Wesen aus dem Leben scheiden, der wird die Vorzüge des H9 schnell zu schätzen wissen. Der glasklare Sound – von Sony liebevoll 360 Spatial Sound für Gaming genannt – ermöglicht tatsächlich spürbaren Raumklang, der von zahlreichen Audiosignalen profitiert. Mit der App 360 Spatial Sound Personalizer, die allerdings eine Anmeldung erfordert, können sogar noch Feinjustierung vorgenommen werden, um den persönlichen Klang, unabhängig von der Ohrform, zu verbessern.

So könnte man mit dem Headset aussehen, wenn man zudem gute Laune hat.
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So hören wir das Plätschern der im Spiel teuflischen Regentropfen genauso klar wie Schüsse, die mit einem kräftigen Bass unterstützt werden. Auch beim zweiten Spiel, "Rainbow Six Siege", lohnen diese Vorzüge. Schritte des Gegners können räumlich zugeordnet werden, und sämtliche Sounds im Shooter klingen satt und kräftig. Das Galgenmikrofon erlaubt zudem eine gute Gesprächsqualität mit den Teammitgliedern. Dank diversen Tasten auf dem Headset kann man zudem die Balance zwischen Spiellautstärke und Gesprächslautstärke fein einstellen und die Lautstärke abseits davon via Drehrad erhöhen oder verringern. Eine Stummschalt-Taste ist selbstverständlich auch gut erreichbar angebracht.

Das Design passt natürlich perfekt zur Playstation 5.
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Als letzte Taste kann man auf Wunsch Noise-Cancelling oder den Ambient-Sound-Modus aktivieren. Hier kommt das Wissen des Unternehmens zur Geltung, da man mit der hochwertigen 1000X-Serie bereits reichlich Erfahrung sammeln konnte. So lassen sich gezielt Umgebungsgeräusche wie etwa der Lüfter einer Konsole oder eines PCs gut ausblenden – ja, das Gerät funktioniert auch mit beispielsweise einem Gaming-PC – oder man kann im Ambient-Modus die Kopfhörer quasi auf "Durchzug" stellen, damit man etwa Anrufe oder den Ruf der Lebenspartnerin nicht verpasst.

Genauer kann man sich diese Einstellungen auf der Ingame-Software ansehen, die zumindest auf dem PC heruntergeladen werden kann. Ähnlich wie beim Inzone Monitor von Sony, können dann Detaileinstellungen übersichtlich in Menüs feinjustiert werden. Die Game-Chat-Balance etwa, den Bass oder auch, ob Noise-Cancelling aktiviert sein soll.

Beim Einschalten zeigt sich ein beleuchteter Ring auf der Hörmuschel.
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Passt wie angegossen

Bei der Verarbeitung ist wie zu erwarten bei einem 299-Euro-Headset ebenfalls kaum etwas auszusetzen. Der weiche Kopfbügelpolster liegt sanft auf dem Kopf auf, die Ohrpolster gehen über die Ohren und liegen so weich auf. Auch nach längeren Spiele-Sessions waren deshalb keine Druckpunkte zu spüren, die unangenehm auffallen hätten können. Der Akku hält immerhin 32 Stunden, sofern man nicht alle Extras wie Noise-Cancelling ständig aktiviert hat. Dank Schnellladefunktion ist man nach einer zehnminütigen Ladung auch schon wieder für rund eine Stunde versorgt.

Optisch erinnert das Design sehr stark an die Playstation 5 – was kein Zufall ist. Das matte Weiß und die schwarzen Elemente passen perfekt zur neuesten Sony-Konsole. Die Außenhülle der Hörschalen ist aus hochwertigem Plastik, die Polster an der Innenseite sind exakt aus jenem Leder, das auch für die bereits erwähnte 1000X-Serie von Sony verwendet wird. Das Mikrofon lässt sich in alle Richtungen drehen und biegen – klappt man es nach oben, schaltet man es, genau wie mit der dazugehörigen Taste, ebenfalls stumm.

Ebenfalls punkten kann das Headset in Sachen Gewicht. Im Gegensatz zu so manchem ähnlich hochwertigen Mitbewerber, bringt das H9 lediglich 324 Gramm auf die Waage, was tatsächlich um etwa 80 Gramm weniger ist, als viele andere Gaming-Headseits wiegen.

Wer tatsächlich nicht 299 Euro für ein Headset ausgeben will, der findet im H7 für 229 Euro und im H3 für 99 Euro Alternativlösungen. Beim H7 muss man auf Noice-Cancelling und Ambient-Sound-Modus verzichten, das H3 ist zudem noch kabelgebunden. Die zuerst genannten Modelle werden via Bluetooth verbunden – dazu nötig ist der mitgelieferte Dongle, der vorne in die Playstation gesteckt werden muss.

Sony - Global

Fazit

Das H9 ist mit 299 Euro tatsächlich ein sehr teures Headset – auch im Vergleich mit der Konkurrenz. Das Original-Playstation-5-Headset etwa kostet im Vergleich nur 99 Euro und ist in Sachen Tragekomfort und Tonqualität fast ebenbürtig. Noise-Cancelling und Ambient-Sound-Modus sind tolle Features, die aber den Aufpreis wohl nur für wenige Gamer rechtfertigen wird.

Wer sich ein teures Geschenk machen (lassen) will, der macht mit dem H9 allerdings wenig falsch. Viel mehr Qualität in einem Gaming-Headset wird man kaum auf dem Markt finden. (Alexander Amon, 15.8.2022)